Sie sollen Vatikan-Dokumente aus den Jahren des Zweiten Weltkriegs aufarbeiten
Vatikanstadt, 23.11.99 (KAP) Der Vatikan und Repräsentanten des Judentums haben ihre Experten für die gemeinsame Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Vatikan-Dokumente aus den Kriegsjahren nominiert. Die vatikanische Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum berief drei amerikanische Experten für Fragen des Holocaust, teilten beide Seiten am Dienstag in einem gemeinsamen Kommunique mit. Es handelt sich um die emeritierte Historikerin Eva Fleischner aus New Jersey, den Jesuitenpater Gerald P. Fogarty von der University of Virginia und Prof. John Morley, ebenfalls aus New Jersey.
Das internationale jüdische Komitee für interreligiöse Kontakte (IJCIC) ernannte für die Arbeitsgruppe seinerseits die Historiker Prof. Michael R. Marrus aus Toronto/Kanada, Bernard Suchecky, Direktor an der Freien Universität Brüssel, und Prof. Robert S. Wistrich von der Hebräischen Universität Jerusalem. Das Anfang Oktober ins Leben gerufene Gremium soll die zwischen 1965 und 1981 publizierten elf vatikanischen Dokumentar-Bände über die Zeit des Zweiten Weltkriegs untersuchen. Man erhoffe sich, dass offene Fragen und Differenzen gemeinsam geklärt werden könnten, betonten Kurienkardinal Edward Cassidy und IJCIC-Präsident Seymour Reich in dem gemeinsamen Kommunique.
Der bereits seit Jahren anhaltende Streit um die Öffnung und Auswertung der vatikanischen Archive und um angeblich unterschlagene Geheimdokumente hatte im September einen neuen Höhepunkt nach der Veröffentlichung eines Buches des britischen Autors John Cornwell über Papst Pius XII. erreicht. In dem von Historikern als wissenschaftlich unzureichend bezeichneten Buch war der Pacelli-Papst als Freund Hitlers und als Antisemit bezeichnet worden, der schon frühzeitig vom Judenmord gewusst habe. Der Vatikan hatte die Beschuldigung zurückgewiesen und in dem Zusammenhang der gemeinsame Expertengruppe zugestimmt. (Schluss)
K199906844
KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)