Entgegen den von der Regierung ausverhandelten Kompromiss wollen sie auch zum Papstbesuch Ende März den Platz vor der Verkündigungsbasilika besetzt halten
Jerusalem, 24.2.00 (KAP) Der Streit um einen geplanten Moscheebau in Nazareth hat sich wieder zugespitzt. Die Islamisten weigern sich, gemäß einem mit der Regierung ausgehandelten Kompromiss den vorgesehenen Bauplatz in der Nähe der Verkündigungsbasilika bis zum Papstbesuch Ende März zu räumen. Man werde Papst Johannes Paul II. einen "sehr freundlichen Empfang mit Reiskörnern und Rosenwasser" bereiten, hieß es am Donnerstag aus Kreisen der Islamisten. Räumen werde man den Platz, den der Papst auf dem Weg zur Basilika passieren muss, jedoch nicht. Vertreter der katholischen Kirche, die ungenannt bleiben wollten, nannten die Haltung der Muslime eine "schlimme Provokation".
Muslime hatten den Platz nahe der Basilika vor gut zwei Jahren für sich beansprucht, um dort auf 2.000 Quadratmetern eine Moschee zu errichten. Die Christen im Heiligen Land betrachten das als Affront. Nach schweren Unruhen am vergangenen Osterfest und scharfen Protesten auch des Vatikans verkündete die israelische Regierung einen Kompromiss. Den Muslimen wurde gestattet, ab 2001 auf 700 Quadratmetern eine "kleine Moschee" zu errichten und das Gelände bis zum Baubeginn zu räumen. Die Islamisten wollen jedoch eine ständige Präsenz auf dem Gelände demonstrieren.
Unterdessen mehren sich die Proteste ultraorthodoxer Juden gegen den vom 20. bis zum 26. März geplanten Papstbesuch in Israel. In einem von Ultraorthodoxen bewohnten Stadtteil Jerusalems hängte die verbotene rechtsextremistische Organisation "Kach" Plakate gegen den Papstbesuch auf. "Der Papst verseucht unser heiliges Land", ist darauf zu lesen. Auf einem anderen Plakat wird der Papst sogar als "Verbrecher" tituliert: "Zu dieser Sünde gegen Gott darf nicht geschwiegen werden; wir werden den Besuch dieses Verbrechers nicht ohne Störungen vorbeigehen lassen."
Zeitung: Papst versetzte Israel "Ohrfeige"
Die vor zehn Tagen erfolgte Unterzeichnung des Grundlagenabkommens zwischen dem Vatikan und den Palästinensern stellt nach Ansicht der ägyptischen Regierungszeitung "Al Akbar" eine "Ohrfeige" für Israel dar. Der Traum des Papstes von einer Reise in das Heilige Land sei für die israelischen Politiker und Rabbiner "zum Albtraum" geworden, hieß es in der Donnerstagausgabe der Zeitung. Deshalb hätten die israelischen Behörden auch so heftig auf die Unterzeichnung reagiert. Immerhin sei die "Ohrfeige" von jemandem gekommen, der die Ungerechtigkeit bekämpfe, so die Zeitung.
In Israel wird vor allem kritisiert, dass in dem Vertrag für Jerusalem ein international garantierter Sonderstatus gefordert wird.
Kathpress