München, 30.3.00 (KAP) Der Bamberger Erzbischof Karl Braun hat Papst Pius XII. gegen den Vorwurf in Schutz genommen, dieser sei antisemitisch gewesen und habe mit den Nationalsozialisten sympathisiert. In einem Beitrag für die Bamberger Kirchenzeitung "Heinrichsblatt" geht Braun vor allem auf das im vergangenen Jahr erschienene Buch "Pius XII. - Der Papst, der geschwiegen hat" von John Cornwell ein. Der Erzbischof wirft dem Autor vor, zahlreiche publizierte Quellen nicht berücksichtigt zu haben. So sei längst bekannt, dass Pius XII. durch die Drohung eines öffentlichen Protests den Abbruch der Gestapo-Razzia gegen die Juden Roms im Oktober 1943 erzwungen habe.
Aus Gesprächen, die Braun während seiner eigenen Studienzeit in Rom mit engen Mitarbeitern von Pius XII. geführt hat, zieht er den Schluss: "Pius XII. wollte mit aller Entschiedenheit den Massenmord an den Juden öffentlich verurteilen." Seinen im Sommer 1942 bereits vorbereiteten Protest habe der Papst aber nicht veröffentlicht, weil er befürchten musste, dass die Nationalsozialisten als Reaktion noch härter gegen die Juden vorgehen würden: "In der schwierigen Frage der Güterabwägung entschied er sich für tätiges Schweigen." Im Stillen habe Pius XII. die Rettung von mindestens 700.000 Juden ermöglicht. Dem Papst wegen seines Schweigens zum Holocaust Feigheit oder gar Sympathie für die Nationalsozialisten vorzuhalten, verfälsche die Geschichte, so der Bamberger Erzbischof. (ende)
30.03.2000 08:29
K200002112
KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)