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Publisert 3. april 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Israelische Medien zogen durchwegs Positiv-Bilanz über Pilgerreise Johannes Pauls II

Jerusalem-Vatikanstadt, 28.3.00 (KAP) Der Besuch Papst Johannes Pauls II. in Israel war das größte Medienereignis in der Geschichte des Landes. Mehr als 3.000 Journalisten aus allen Ländern waren im staatlichen Presseamt in Jerusalem akkreditiert. Vatikan-Pressesprecher Joaquin Navarro-Valls hob "Radio Vatikan" gegenüber am Montagabend hervor, wie große auch seine eigene Überraschung über das überwältigend positive Medienecho war. Der Enthusiasmus über den Papst habe von dem Moment ab eingesetzt, als der Papst die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht habe, so Navarro.

"Ich habe auf den Papst geschaut, und bin von Neid erfüllt geworden. Ich habe die Katholiken um so eine Führungsgestalt beneidet", schrieb der Publizist Uri Avneri in seinem Leitartikel für die Montagausgabe der Tageszeitung "Ma'ariv". Wörtlich meinte Avneri: "Ein gebrechlicher, kranker alter Mann, der stundenlang im Wind stand und über das Leiden anderer sprach, überbrachte eine Botschaft über Gerechtigkeit und Menchenliebe. Eine Botschaft, die aus dem Herzen kam, denn dieser Mann hat sie unter Beweis gestellt. Vor langer Zeit hatte er auf seinem Rücken eine völlig ausgezehrte fremde jüdische Frau getragen, die am Weg von den schrecklichen Lagern des Holocaust zurück nach Krakau war".

Nicht die Worte, sondern die symbolträchtigen Handlungen seien die eigentliche Botschaft dieses Papstes, so Avneri: "Etwa als er zu den Holocaust-Überlebenden ging (statt dass sie zu ihm kamen), als er das Flüchtlingslager Daheishe besuchte (das keine heilige Stätte der Christenheit ist), als er das Rabbinat besuchte. Das ist eine Sprache, die direkt zum Herzen von Hunderten Millionen spricht. Als er in der Dunkelheit der Erinnerungshalle von Yad Vashem stand, seinen Kopf gesenkt, sein Gesicht gequält, waren Worte überflüssig. In diesem Moment verschlang der Erdboden alle Holocaust-Leugner, wo auch immer sie sind. (...) Ich bin ein Atheist (...) und ich lehne die ultrakonservativen Ansichten des Papstes auf so manchem Gebiet ab. Aber ich bewundere seine Persönlichkeit zutiefst".

Anderes Bild des Christen

"Yediot Ahronot" kommentierte, mit der Präsenz des Papstes habe sich für die Israeli das althergebrachte negative Bild des Christen geändert: "Seit dem Augenblick seiner Ankunft in Israel hat der Papst nicht aufgehört, zur Versöhnung aufzurufen. Jedes Wort und jede Geste waren genau kalkuliert, um keine alten Dämonen zu wecken oder Wunden aufzureißen. (...) Das Bild des 'Christen' war bisher für den Juden der Kreuzfahrer oder der feindselige Herrscher. Jetzt wird der Christ als ein alter Mann gesehen, krank und mit milder Stimme, der viele jüdische Jugendfreunde hat". Weiter schrieb die Zeitung, dass dieser "Ausflug des Papstes, des polnischen Buben Lolek, viele Herzen berührt" habe.

Johannes Paul II. sei der Repräsentant der "erfolgreichsten und am weitesten verbreiteten" Religion unter den drei monotheistischen Glaubensbekenntnissen. Die Kirchengeschichte habe neben Grausamkeit und Zerstörung "auch eine unvergleichbare Zivilisation aufgebaut". Nur dieser Erfolg habe den Heiligen Stuhl befähigt, aufzustehen und die blutigen Fehler der vergangenen 2.000 Jahre einzugestehen und um Vergebung zu bitten für Sünden, die im Namen Gottes geschehen seien.

Tags zuvor hatte es geheißen: "Nur sehr selten zeigt sich in der israelischen Öffentlichkeit, die so aufbrausend, zerstritten und entzweit ist, eine so allgemeine Übereinstimmung wie hinsichtlich des Besuchs von Papst Johannes Paul II. in Israel. Dies ist ein historischer Besuch, da sind sich alle einig, vielleicht der wichtigste seit der jüdischen Wiederauferstehung im Staate Israel".

«Ins Weltgedächtnis eingebrannt»

Zum Besuch des Papstes in Yad Vashem hieß es in "Haaretz", es habe sich um den "Höhepunkt eines historischen Prozesses" gehandelt, der "die Öffnung eines neuen Kapitels in den Beziehungen zwischen Judentum und Christenheit ermöglicht". Der historische Besuch werde "in das Weltgedächtnis eingebrannt bleiben", schrieb das Blatt.

Der israelische Schriftsteller David Grossmann meinte: "Gut, dass der Papst nicht um Verzeihung gebeten hat". Niemand könne im Namen Anderer um Verzeihung für den Holocaust bitten und niemand habe das Recht, im Namen der Opfer zu verzeihen, betonte er: "Der Besuch des Papstes in Yad Vashem, dem wichtigsten Symbol des jüdischen Leids, seine eigenen Taten, rufen ein stärkeres Echo hervor als jede offizielle Erklärung."

Der Historiker Tom Segev schrieb: "Karol Wojtyla, der die Schrecken des Zweiten Weltkrieges am eigenen Leib erfahren hat, drückte eine tiefe, bewegende Identifizierung mit den Juden aus, die während des Holocausts ermordet wurden, und mit den Überlebenden. Er kam nicht als Nachfolger eines der Mittäter (gemeint war offenbar Pius XII., Anm.), er kam als einer der Holocaust-Überlebenden".

Die "Jerusalem Post" schrieb, mit dem päpstlichen Besuch in Yad Vashem schließe sich ein Kreis von 2.000 Jahren. Er beende zwar nicht das Kapitel christlicher "Mitverantwortung" für den Holocaust, zeige jedoch "eine ernsthafte Bemühung darum, eine neue Ära der Freundschaft zwischen entfremdeten Brüdern einzuleiten, dem Christentum und dem Judentum."

Viele Israeli, sonst eher misstrauisch gegenüber christlichen Symbolen, wurden im Verlauf der Woche mitgerissen von einer Welle der positiven Gefühle für den Papst. Die beiden größten Fernsehsender übertrugen ständig live von den wichtigsten Stationen der historischen Pilgerreise. Der staaliche Rundfunk spielte am Freitag während der Messe am Berg der Seligpreisung in Korazim modern arrangierte Kirchenlieder und Sacro-Pop.

Kathpress

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