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Publisert 3. april 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Mainz, 29.3.00 (KAP) Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, hat das Verhalten von Papst Pius XII. in der Zeit des Nationalsozialismus verteidigt. Die öffentliche Zurückhaltung des Papstes angesichts des Holocausts sei das Ergebnis einer Güterabwägung gewesen, mit der der damalige Papst größeres Übel abwenden wollte, betonte Lehmann in seiner Kirchenzeitung "Glaube und Leben". Pius XII. habe es vorgezogen, in vielen einzelnen Schritten konkrete Hilfe und Rettung zu leisten. Der Bischof forderte die Öffnung aller verfügbaren Quellen in den Archiven, um die Haltung des Papstes zu erforschen.

Lehmann appellierte an Kritiker, zumindest das moralische Dilemma wahrzunehmen, auch wenn man die Entscheidung aus heutiger Perspektive nicht teile. Es sei leicht, sich aus heutiger Sicht "auf das hohe Ross der Empörung zu setzen". Der Bischof erinnerte daran, dass Pius zur Judenvernichtung nicht einfach geschwiegen, sondern in seiner Weihnachtsbotschaft 1942 und in einer Ansprache an die Kardinäle im Juni 1943 auch gegen die von den deutschen Nationalsozialisten entfesselte Verfolgung der Juden Stellung genommen habe. Andererseits habe das mutige öffentliche Auftreten der niederländischen Bischöfe für die Juden schlimmste Folgen gehabt, weil die Deutschen als Reaktion darauf zahlreiche katholische Niederländer jüdischer Herkunft in die Konzentrationslager deportiert hätten (unter ihnen auch die mittlerweile heiliggesprochene Karmelitin Edith Stein, die in Auschwitz ermordet wurde). Aus diesem Grund hätten die deutschen Bischöfe dem Papst von öffentlichen Protesten abgeraten. Der Bischof verwies zugleich auf die Haltung des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen, der nach den Pogromen der "Reichskristallnacht" auf Bitten der Juden bereit gewesen sei, öffentlich Stellung zu beziehen. Die Juden hätten dieses Ansinnen aber aus Angst vor weiteren Pogromen zurückgenommen.

Kathpress

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