Bonn, 5.7.00 (KAP) Bedenken gegen die Seligsprechung von Papst Pius IX. (1846-1878) haben die deutschen Altkatholiken geäußert. Durch eine Seligsprechung Pius IX. könnten sich die "zentralistischen und antisynodalen" Kräfte erneut bestätigt fühlen, kritisieren sie in einer in Bonn veröffentlichten Erklärung. Mit der Dogmatisierung der Unfehlbarkeit und mit der Betonung des "universellen Juridiktionsprimats" durch Pius IX. sei nicht nur eine bis heute andauernde Auseinandersetzungen in die katholische Kirche hineingetragen, sondern auch ein "schier unüberwindliches Hindernis für das ökumenische Zusammenwachsen der Christenheit" aufgerichtet worden.
Pius IX. habe Religions-, Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Trennung von staatlicher und religiöser Gesetzgebung verurteilt. Den Aufbrüchen zur Demokratie habe er eine Tendenz zur Gottlosigkeit unterstellt und die Einheit von Priestertum und Herrschertum als Ideal hingestellt. Durch pauschale Urteile habe er zur Entfremdung von Kirche und Intellektuellen, aber auch von Kirche und Arbeiterschaft beigetragen.
Die Seligsprechung von Pius IX. wecke Zweifel, ob der von Papst Johannes Paul II. angebotene Dialog über die Form der Primatsausübung ernst gemeint sei, so die Altkatholiken.
Anlass für die Abspaltung der Altkatholiken von der katholischen Kirche im 19. Jahrhundert waren unter anderem die dogmatischen Festlegungen des Ersten Vatikanischen Konzils.
Kathpress