Vatikanische Forderung nach internationaler Garantie für die heiligen Stätten setzt politische Lösung in Jerusalem voraus
Jerusalem, 3.8.00 (KAP) Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, hat eine Trennung der politischen und der religiösen Aspekte in der Debatte um den künftigen Status Jerusalems gefordert. In einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der italienischen Tageszeitung «La Repubblica» sagte Sambi, die bekannte vatikanische Forderung nach einer internationalen Garantie für die heiligen Stätten setze die Lösung der politischen Frage schon voraus. Wer auch immer Jerusalem verwalte, müsse sicher stellen, dass Juden, Christen und Muslime Gleichbehandlung vor dem Gesetz und gleiche Freiheit beim Zugang zu ihren heiligen Stätten genießen, sagte Sambi.
Der Nuntius erinnerte daran, dass in der Vergangenheit die jeweiligen weltlichen Herrscher in Jerusalem dazu tendiert hätten, ihre eigene religiöse Gruppe zu bevorzugen und die anderen zu diskriminieren. Er bedauerte, dass in den Verhandlungen um Jerusalem der «Geist des religiösen Dialogs» fehle. Theologische und politische Aspekte würden miteinander in manipulatorischer Absicht vermischt, wobei das Religiöse durch das Politische zerstört werde.
Sambi betonte, eine politische Lösung für Jerusalem könne nur durch Kompromisse erreicht werden. Barak habe in Camp David über eine mögliche Teilung nachgedacht und sei damit von einem Dogma der Israelis abgerückt. Dies sei eine Öffnung in Richtung auf einen Kompromiss. Dennoch glaube er nicht, dass eine Teilung der Stadt die richtige Lösung wäre, betonte Sambi. Über die Androhung Arafats, am 13. September dieses Jahres einen palästinensischen Staat auszurufen, sagte Sambi, dies sei «lediglich ein politisches Druckmittel». Wenn Arafat es realisieren sollte, würde er sich selbst schaden.
Kathpress