Evangelische Kirche in Deutschland: Widerspruch zum Verständnis des Papstamtes als Dienst an der Einheit der Kirche
München, 24.8.00 (KAP) Vor einem Rückschritt für die Ökumene durch die geplante Seligsprechung von Papst Pius IX. hat die evangelische Kirche in Deutschland gewarnt. Die Absicht Roms stehe eindeutig im Widerspruch zum Verständnis des Papstamtes als Dienst an der Einheit der Kirche, heißt es in einer am Donnerstag in München veröffentlichten Erklärung des Catholica-Beauftragten der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, des bayerische Landesbischofs Johannes Friedrich. Dabei habe das ökumenische Ereignis von Augsburg am Reformationstag 1999, die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, zu Hoffnungen berechtigt und viele ermutigt. Friedrich wörtlich: "Weder die Kirche noch die Welt braucht diese Seligsprechung. Sie würde besser unterbleiben."
Mit Pius IX. solle in der römisch-katholischen Kirche ein Mann zum beispielgebenden Glaubenszeugen erhoben werden, der Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit verurteilt habe, kritisiert der Catholica-Beauftragte. Durch die Verkündigung der Dogmen von der päpstlichen Unfehlbarkeit in Lehrfragen des Glaubens und der Moral, vor allem aber der höchsten und absoluten Rechtsgewalt des Papstes in der Kirche habe dieser Papst tiefe Gräben zu den orthodoxen und evangelischen Kirchen und selbst innerhalb seiner Kirche aufgerissen.
Nach den Worten Friedrichs hat es den Anschein, dass die "Seligsprechung von Pius IX. gleichfalls die römische Zentralgewalt stärken soll und nicht die Gemeinschaft aller Kirchen im Blick hat". So komme letztlich die Frage auf, wie lutherische und andere Kirchen künftig die Einladung von Johannes Paul II. aus der Ökumene-Enzyklika "Ut unum sint" von 1995 aufzunehmen hätten, über eine zeitgemäße und ökumenische akzeptable Gestalt des Petrusamtes ins Gespräch zu treten.
Kathpress