New York, 13.9.00 (KAP) Eine Initiative zur Aufnahme des kürzlich selig gesprochenen Papstes Johannes XXIII. in die Reihe der "Gerechten der Völker" hat die in New York beheimatete jüdische "Raoul Wallenberg Stiftung" gestartet. Mit der Ehrung soll der Einsatz Johannes XXIII.' als Apostolischer Delegat in Istanbul (1935-44) gewürdigt werden. In den Jahren 1941 bis 1944 hatte sich der spätere Papst für die von der deutschen Besatzungsmacht auf dem Balken verfolgten Juden eingesetzt.
Der Vorsitzende der Wallenberg-Stiftung, Rabbiner David Algaze, informierte dieser Tage Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano über die Bestrebungen zur Aufnahme des Roncalli-Papstes in die Reihen der "Gerechten der Völker". Das Gespräch fand in den Räumen der Ständigen Vertretung des Heiligen Stuhls bei der UNO in New York statt, wie die katholische Nachrichtenagentur "Zenit" berichtet.
Die Auszeichnung "Gerechte der Völker", deren Titel sich von einem Wort des Propheten Jesaja ableitet, wird von der israelischen nationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem vergeben. Gewürdigt werden damit Nichtjuden, die während der Shoah jüdischen Menschen das Leben gerettet haben. Bis heute wurden weltweit 15.670 Menschen als "Gerechte der Völker" geehrt - unter ihnen auch 82 Österreicher. Zu den bekanntesten "Gerechten" zählen der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg und der deutsche Fabrikant Oskar Schindler.
Kardinalstaatsekretär Sodano besuchte im Rahmen seines Aufenthalts in den USA auch die katholische Seton-Hall-Universität in New Jersey, von der er mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet wurde. Zu dieser Universität gehört das 1953 von Prälat Johannes Österreicher gegründete "Institut für christlich-jüdische Studien". Die Beiträge Österreichers und seines Instituts waren maßgeblich für die Formulierung des Konzilsdekrets "Nostrae Aetate", mit dem das Verhältnis von Christen und Juden auf eine neue Basis gestellt wurde.
Der aus Mähren stammende jüdische Konvertit Prälat Johannes Österreicher (1904 - 1993) war Priester der Erzdiözese Wien, bevor er vor den Nationalsozialisten aus Wien fliehen musste. Österreicher, ein enger Freund Kardinal Königs, hatte sich außerordentliche Verdienste um die Beziehungen zwischen Christen und Juden und um ein neues Bewusstwerden der jüdischen Wurzeln des Christentums erworben. (Schluss)
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