München, 13.10.00 (KAP) Mängel in der vatikanischen Erklärung «Dominus Iesus» hat der Ökumenereferent der Deutschen Bischofskonferenz, der Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele, bedauert. Es werde in dem Dokument zwar im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil die katholische Sicht dargelegt, aber «zu wenig» über das Verhältnis zu den Positionen der Mitchristen ausgeführt, so Scheele in einem Beitrag für die Wochenzeitung «Rheinischer Merkur».
Weiter bedauert der Bischof, dass nicht auf die 1999 in Augsburg unterzeichnete Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre Bezug genommen werde. Es werde auch nicht deutlich, in welchem Verhältnis beide Dokumente zueinander stünden. Dies könne zu «falschen Schlüssen» führen. Es sei daher nicht verwunderlich, wenn beispielsweise gefragt werde, ob man hinter Augsburg zurück wolle oder ob katholischerseits am Ende gar die ökumenischen Bemühungen eingestellt werden sollen, so Scheele.
Nach den Worten des Ökumene-Beauftragten müssten die Aufgaben, mit denen die Erklärungen von Augsburg und von Rom konfrontierten, miteinander angegangen werden. Beide Dokumente forderten auf, gemeinsam Jesus als den Herrn in der heutigen Welt zu bezeugen. «Dominus Iesus» trete zugleich mit diesem Ziel Tendenzen entgegen, die die Einzigartigkeit Jesu Christi in Frage stellten. Scheele wörtlich: «Diese gibt es bei katholischen Theologen; sie sind zuerst angesprochen».
Zugleich weist der Bischof auf den immer wichtiger werdenden Dialog mit den Weltreligionen hin. Er sei gemeinsame Aufgabe aller Christen. Doch dürfe dabei die christliche Botschaft nicht verkürzt und verfälscht werden. Im zweiten Teil der vatikanischen Erklärung über das Wesen der Kirche werde schmerzlich bewusst gemacht, dass die theologischen Fragen des Kircheseins noch nicht hinreichend geklärt seien. Eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft sei es, den zu knappen Ausführungen des Textes über das Verhältnis zu den Positionen der Mitchristen näher nachzugehen. Vermutlich werde ein differenzierter Konsens diesbezüglich weder leicht noch schnell zu finden sein.
Kathpress
13. oktober 2000