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Publisert 15. oktober 2000 | Oppdatert 6. januar 2011

Bestürzung über neue Eskalation der Gewalt

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Rom-Jerusalem, 13.10.00 (KAP) Mit Sorge und Bestürzung haben die Christen im Heiligen Land auf die neue Eskalation der Gewalt reagiert. Zum ersten Mal seit Ausbruch der Krise vor zwei Wochen blieben die christlichen Kreuzweg-Prozessionen über die Via Dolorosa am Freitag morgen aus. Die Sicherheitskontrollen um die Altstadt von Jerusalem, in der sich die Heiligsten Stätten der Christenheit befinden, waren besonders verschärft. Die israelische Polizei befürchtete eine neue Welle der Gewalt nach dem islamischen Freitagsgebet auf dem Tempelberg, zu dem diesmal weniger Muslime als sonst durchkamen.

«Die Situation ist sehr schlimm, ohne viel Hoffnung für die Zukunft», meinte ein hoher Kirchenmann aus der Jerusalemer Altstadt gegenüber «Kathpress». Der Friedensprozess sei nach den Lynchmorden in Ramallah und den Raketenangriffen «derzeit praktisch tot». Die von Israel angestrebte Regierung der nationalen Einheit mit Likud-Chef Ariel Sharon in maßgeblicher Position werde unter den Palästinensern wenig Gesprächspartner finden. Und es bleibe die Frage, wer noch wo die Macht habe.

In die Bemühungen der letzten Tage um die Beilegung des Konflikts waren die Christen, die in Israel wie in den Palästinensergebieten in einer Minoritätenposition sind, kaum eingebunden. Allerdings richten sich viele Blicke auf Rom, das als Ort für künftige Nahost-Verhandlungen eine Chance hat. Das bestätigte auch Israels früherer Ministerpräsident Shimon Peres nach jüngsten Unterredungen im Vatikan und mit der italienischen Regierung. Der vatikanischen Diplomatie, deren Vorschläge zur Jerusalemfrage in den letzten Monaten auf zunehmendes Interesse gestoßen waren, käme dann eine gewichtigere Rolle zu.

In dieser dramatischen Situation haben die getrennten Christen Jerusalems am Donnerstagabend in ungewohnter Eintracht bei einem ökumenischen Gottesdienst gemeinsam um Frieden gebetet. Alle Gemeinschaften waren bei der Zeremonie in der Stephanus-Kirche der Dominikaner im Osten der Stadt vertreten. Der lateinische Patriarch Michel Sabbah forderte in der Predigt zu Frieden in Gerechtigkeit, zu Versöhnung und zum Verzicht auf Rache auf. Auch der armenisch-apostolische Patriarch Torkom II. Manoogian und ein Repräsentant des griechisch-orthodoxen Patriarchen Diodoros I. kamen zu Wort. Gebete wurden von den syrisch-orthodoxen, koptischen und protestantischen Vertretern gesprochen. Immer wieder wurden in der einstündigen, auf arabisch begangenen Feier die Propheten des Alten Testaments und die Botschaft des Evangeliums zitiert. Die Logik der Schläge und unangemessenen Gegenschläge müsse aufhören, der Geist der Versöhnung müsse sich durchsetzen, man müsse für die Verfolger beten, lautete die Botschaft. Statt Hass und Rache müssten Versöhnung und die Achtung des Lebensrechts die Maxime für alle sein.

Aber selbst dieses fromme Treffen wurde von der politischen Realität der Krisenregion eingeholt. Der Chor der Rosenkranz-Schwestern, der den Gottesdienst gestalten sollte, konnte nicht kommen. Die Ordensfrauen aus Bethanien wurden am Check-Point zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten aufgehalten und durften nicht nach Jerusalem hineinfahren.

Kathpress
13. oktober 2000

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