Gewaltausbruch zwischen Israel und Palästinensern belastet Pilgerreisen und lokale Wallfahrten
Rom-Jerusalem, 20.10.00 (KAP) Der Gewaltausbruch im Nahen Osten ist nicht nur ein Schock für den Tourismus, sondern bedeutet auch einen Einbruch für das Heilige Jahr im Heiligen Land. "Die christlichen 2000-Jahr-Feiern sind zwar nicht tot, aber sie liegen derzeit auf Eis", beklagte Walie Abunassar, Kirchenbeauftragter für das Jubiläumsjahr, gegenüber "Kathpress". Reiseunternehmen stornieren ihre Israel-Reisen, Tourismus-Beauftragte sprechen schon von 30 bis 40 Prozent weniger Pilgern an den Heiligen Stätten in Jerusalem. Und auf lokaler Ebene sind die Wallfahrten der einheimischen Christen etwa aus Galiläa nach Jerusalem fast ganz zum Erliegen gekommen.
Zum ersten Mal hatte ein Papst ein christliches Jubiläumsjahr nicht nur für Rom, sondern auch für Jerusalem ausgerufen. Wie die Ewige Stadt am Tiber so erlebte auch Jerusalem einen Besucher-Boom. Zwischen 3 und 3,2 Millionen Gäste und damit 20 Prozent mehr als im Vorjahr sollten es werden, prognostizierte das israelische Tourismus-Ministerium noch Ende September zufrieden. Der Zuwachs kam vor allem aus den "katholischen Ländern", die Pilgerzahlen aus Italien, Spanien, aber auch aus Lateinamerika, lagen um bis zu 150 Prozent über dem Vorjahr, betonte Dani Shahal vom Tourismus-Ministerium. Der Papstbesuch vom März gab weitere Impulse. Der Tourismus-Trend, der 1999 mit dem Regierungswechsel von Netanjahu zu Barak und mit den neuen Friedenshoffnungen eingesetzt hatte, sollte im Jahr 2001 weitergehen. Die Dispositionen der Branche verhießen einen Anstieg um weitere 15 Prozent. Die Gewaltwelle mit bisher mehr als 100 Toten stoppte diesen Höhenflug.
Unterdessen verliert das Heilige Jahr, das wesentlicher Auslöser des Besucher-Booms war, im Heiligen Land an Dynamik. Zwar ziehen noch immer viele Pilger zur Jerusalemer Grabeskirche, und wenn auch Nazareth oder Bethlehem mehr und mehr verwaist sind, merkt man in vielen Teilen Kern-Israels kaum etwas von der Krise. Allerdings fahren Pilger nicht in erster Linie wegen der quirligen Szene von Tel Aviv oder wegen der Badestände in Eilath oder Naharija zum Heiligen Jahr ins Heilige Land.
Spürbarer noch als für die ausländischen Pilger sind die Folgen für die arabischen Christen im Heiligen Land. Aufgrund der Sperren und Reisebeschränkungen sei es schwer, irgendwelche Aktivitäten zu organisieren, so Abunassar: "Wir können kaum Vorbereitungstreffen planen. Und unsere Leute haben Angst vor dem Risiko einer Reise nach Jerusalem".
Kathpress
20. oktober 2000