utl.: Die bestehenden Unterschiede im Kirchenverständnis zu verschweigen, wäre "falsche ökumenische Höflichkeit"=
Rom, 1.11.00 (KAP) Der Sekretär des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Bischof Walter Kasper, hat die theologischen Aussagen der Vatikan-Erklärung "Dominus Iesus" verteidigt und zugleich angemerkt, dass "Ton und Sprache" des Dokuments hätten "freundlicher sein können". Bei der Eröffnung einer Ausstellung mit Briefen des Reformators und Humanisten Philipp Melanchthon in der waldensischen Kirche in Rom sagte Kasper am Dienstagabend, der Dialog zwischen Katholiken und Protestanten müsse ehrlich und echt sein. Es gebe auch eine "falsche ökumenische Höflichkeit, die aus lauter Rücksichtnahme die bestehenden Unterschiede verschweigt".
Die Erklärung "Dominus Iesus", so Kasper weiter, habe es gewagt, "den Finger auf die offene Wunde zu legen". Das Dokument habe offen ausgesprochen, wo die Unterschiede im Kirchenverständnis liegen. "Dominus Iesus" fordere dazu heraus, diese Frage "energisch zum ökumenischen Thema zu machen". Kasper unterstrich, dass ein Jahr nach der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung von Lutheranern und Katholiken in Augsburg die Ökumene einen "point of no return" erreicht habe. Die Kirchen stünden jedoch auch vor ganz neuen Herausforderungen. Die alten Antworten auf die Fragen der Menschen nach Gott seien für viele Menschen unverständlich geworden, sie suchten Antworten deshalb anderswo. Die Kirche müsse daher wieder eine Sprache finden, um nicht nur das irdische Leben zu deuten, sondern auch vom ewigen Leben zu sprechen. (Ende)
Kathpress 01.11.2000 13:02
1. november 2000