Aber die Weihnachtsfeiern im Geburtsort Jesu werden heuer nur in reduziertem Umfang stattfinden
Jerusalem, 24.12.00 (KAP) Bethlehem, der Geburtsort Jesu, wird zum Weihnachtsfest doch nicht abgeriegelt. Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers ist der freie Zugang möglich; bei Zwischenfällen könne es allerdings zur Abriegelung kommen. Trotz des Heiligen Jahres werden die Weihnachtsfeiern im Geburtsort Jesu wegen der neuen «Intifada» nur in beschränktem Ausmaß stattfinden. Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, wird aber die Mitternachtsmette feiern.
Das knapp zehn Kilometer südlich von Jerusalem gelegene Bethlehem ist seit 1996 Teil der autonomen Palästinensergebiete. Die Stadt hat rund 35.000 Einwohner. In den letzten Jahrzehnten haben die Christen die traditionelle Bevölkerungsmehrheit verloren; heute stellen sie etwa 40 Prozent der Bevölkerung. In den Vororten Beit Sahur und Beit Jala, die zusätzlich jeweils an die 15.000 Einwohner haben, liegt der Anteil deutlich höher. Nach wie vor hat die Stadt, die in knapp 30 Jahren israelischer Besatzung erkennbar verarmte, mit sozialen Problemen zu kämpfen. Trotz einer Finanzhilfe von umgerechnet rund 1,4 Milliarden Schilling, die Bethlehem zur Vorbereitung des Jubiläumsjahres 2000 erhielt, liegt die Arbeitslosenquote offiziell bei 20 Prozent. Seit Beginn der palästinensischen Autonomie setzte eine rege Bautätigkeit ein, die das Straßenbild stark veränderte.
Im Mittelpunkt Bethlehems steht die fünfschiffige Geburtskirche, die der Tradition nach über jener Höhle errichtet wurde, in der Jesus zur Welt kam, sowie der angrenzende Krippenplatz. Im Kern geht der Bau der Basilika auf Kaiser Konstantin und seine Mutter Helena zurück. Heute befindet sich die Kirche im Besitz der griechisch-orthodoxen und der armenisch-apostolischen Kirche. An die Basilika grenzt die römisch-katholische Katharinenkirche. Unter der Geburtskirche wird in einem verzweigten Höhlensystem die Geburtsgrotte als Ort des biblischen Geschehens verehrt.
Nach den biblischen Berichten ist Bethlehem der Geburtsort Jesu. Im Zusammenhang mit der Volkszählung unter dem römischen Kaiser Augustus heißt es beim Evangelisten Lukas: «Auch Josef machte sich auf den Weg. Von Nazareth in Galiläa ging er nach Bethlehem, das in Judäa liegt. Das ist der Ort, aus dem König David stammt». Wissenschaftler gehen davon aus, dass für diese Namensnennung wichtige theologische Gründe sprechen, denn im Alten Testament hatte der Prophet Micha angekündigt: «Doch dir, Bethlehem, lässt der Herr sagen: So klein du bist unter den Städten in Juda, aus dir wird der Mann kommen, der künftig Israel führen wird». Forscher sprechen von einer «theologischen Geographie». Ab Mitte des 2. Jahrhunderts gibt es schriftliche Zeugnisse, die berichten, Jesus sei in einer Höhle bei Bethlehem geboren.
Kathpress
24. desember 2000