Kurienkardinal Etchegaray richtete eindringlichen Friedensappell an die Völker im Nahen Osten
Jerusalem-Rom, 2.1.01 (KAP) Mit einem eindringlichen Friedensappell an die Konfliktparteien im Nahen Osten hat Kurienkardinal Roger Etchegaray am Dienstag in Bethlehem das Heilige Jahr beendet. Trotz der gegenwärtigen Gewalt müsse von der Geburtsstadt Jesu eine Botschaft der Versöhnung und der Hoffnung ausgehen, sagte er bei der Schlussmesse in der Katharinen-Kirche. Zum ersten Mal in der Kirchengeschichte war ein Heiliges Jahr nicht nur für Rom, sondern auch für das Heilige Land ausgerufen worden. Papst Johannes Paul II. habe damit "die Bande zwischen Bethlehem und der Heilsgeschichte gestern, heute und immer unterstrichen", betonte Kardinal Etchegaray.
Frieden und Gerechtigkeit seien untrennbar miteinander verbunden, erklärte Etchegaray in seiner Predigt. "Ihr hattet euch ein friedlicheres Heiliges Land gewünscht, um die Pilger insbesondere aus eurer Region zu empfangen." Aber Friede lasse sich nicht verordnen, und er hänge auch nicht nur von einem diplomatischen Prozess ab. Vielmehr gehöre dazu die Umkehr der Herzen, die zu einem Leben in Würde für jeden Menschen führen müsse, ohne Diskriminierung und in freier Entfaltung im Sozial- und Berufsleben. "Wenn Gerechtigkeit und Wahrheit nicht für alle gleich sind, gibt es Gerechtigkeit und Wahrheit für niemanden", so der Heilig-Jahr-Beauftragte des Vatikans.
Etchegaray rief die Christen im Heiligen Land auf, Hoffnung für diejenigen zu sein, die die Hoffnung bereits verloren hätten, insbesondere für die vielen Flüchtlinge. Das Evangelium lindere nicht automatisch die Leiden und Ängste und versöhne nicht auf magische Weise die Völker; aber im Geheimnis des Mensch gewordenen Gottes von Bethlehem biete es einen unerschöpflichen Vorrat an Hoffnung für diejenigen, die den Glauben an ein friedliches Zusammenleben zu verlieren drohen.
Treffen mit Arafat
Am Dienstagmorgen war Kardinal Etchegaray mit Palästinenser-Präsident Yassir Arafat zusammengetroffen; am Tag zuvor hatte er mit Israels Staatspräsidenten Mosche Katzav eine Unterredung. Beiden Politikern überreichte Etchegaray die heurige Weltfriedensbotschaft von Papst Johannes Paul II.
Kathpress
2. januar 2001