Konvent St. Johannes in der Wüste bei Jerusalem war zwischen zwei katholischen Ordensgemeinschaften umstritten
Jerusalem, 5.3.01 (KAP) Das zwischen zwei katholischen Orden umstrittene Kloster St. Johannes in der Wüste bei Jerusalem ist von Gerichtsvollziehern zwangsgeräumt worden. Die sechs melkitischen ("unierten") Mönche des Klosters wurden in der Nacht zum Montag aus dem Gebäude gebracht. Sie hatten sich nach einem verlorenen Rechtsstreit mit den Franziskanern des Heiligen Landes seit vergangenen Donnerstag im Kloster verbarrikadiert gehabt. Nach Angaben des israelischen Rundfunks wurden sie zunächst in ein melkitisches Kloster in der Altstadt von Jerusalem gebracht. Nach Angaben der Zeitung "Ma'ariv" wollen die evakuierten Mönche ein Protestzelt bei dem Wüstenkloster errichten. Zudem wollen sie beim Obersten Gericht Israels gegen die Räumung klagen.
Die Franziskaner hatten sich als Eigentümer des Klosters geweigert, den Pachtvertrag mit den Melkiten zu verlängern. Sie wollen das beliebte Ausflugsziel westlich von Jerusalem in ein Therapiezentrum für Drogensüchtige umwandeln. Die Franziskaner konnten vor einem israelischen Gericht eine Zwangsräumung erwirken, der sich allerdings sechs der sieben Mönche zählenden Klostergemeinschaft widersetzten.
Offenbar hatten sich die Melkiten nach der Intervention eines namentlich nicht genannten Sondergesandten des Vatikans zunächst bereit erklärt, das Kloster freiwillig zu räumen. In der Nacht zum Montag wurden die Türen des Klosters jedoch mit Metallsägen aufgebrochen. Der melkitische Prior Elischa sei während der gewaltsamen Räumung zusammengebrochen und musste ins Krankenhaus eingeliefert worden, berichteten israelische Zeitungen. "Das Gericht hat diese Heilige Stätte entweiht, und die Gerichtsvollzieher haben uns wie Hunde mit Füßen getreten", wird ein Mönch zitiert.
Das Kloster St. Johannes in der Wüste gilt als der Ort, an den nach einer alten christlichen Tradition Johannes der Täufer als Kind vor König Herodes geflohen ist.
1975 hatte eine Gruppe französischer Katholiken das verfallene Kloster für 15 Jahre von den Franziskanern gepachtet und umfassend renoviert. Die Pächter schlossen sich der melkitischen (griechisch-katholischen) Kirche an. Nach Ablauf der Frist wurde der Pachtvertrag nicht verlängert; die Melkiten zahlten jedoch weiter Miete.
Kathpress
5. mars 2001