Solidarität mit den Opfern der Gewalt im Heiligen Land - UN-Enquete gefordert - Europa soll sich in Konfliktbewältigung einschalten
Genf, 27.3.01 (KAP) Die katholische Friedensbewegung "Pax Christi" hat vor der UN-Menschenrechtskommission in Genf schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben. Wehrverbände der israelischen Siedler würden sich zu bewaffneten Milizen organisieren, die Palästinenser töten, foltern und einschüchtern. Weder die Polizei noch die Militärbehörden Israels würden dagegen einschreiten, klagte Tijl Declercq, früherer belgischer Parlamentsabgeordneter und jetzt Leiter der Arbeitsgruppe für den Nahen Osten bei "Pax Christi" in Flandern. Declercq ist vor wenigen Tagen von einer Reise in den Nahen Osten zurückgekehrt, wo "Pax Christi" Solidarität mit den Opfern der Gewalt im Heiligen Land, Israelis wie Palästinensern, zum Ausdruck brachte. Im Februar hatte die Organisation eine "Fact finding-mission" im Nahen Osten durchgeführt.
Declercq berichtete in Genf, die Wehrverbände der Siedler würden immer aggressiver. Sie würden Gebiete besetzen und verwüsten, mehr als 52.000 Obstbäume seien bereits vernichtet worden. Es gebe ein stilles Einverständnis zwischen Milizen, Polizei und israelischer Armee. Die ökonomische und soziale Situation in den von Israel besetzten Gebieten schilderte Declercq als "katastrophal". Die rund 120.000 Palästinenser, die in Israel arbeiten, hätten seit der Abriegelung der Grenzen kein Einkommen mehr. Den palästinensischen Behörden würde von Israel ihr Anteil an Ein- und Ausfuhrzöllen, derzeit rund 500 Millionen US-Dollar, vorenthalten, den Beamten könnten keine Gehälter mehr bezahlt werden. Declercq sprach von einem "Abwürgen" der palästinensischen Wirtschaft und Gesellschaft.
Eintrittskarte Israels in die arabische Welt
Im Heiligen Land, betonte der Belgier, hätten die Religionen eine besondere Verantwortung zu tragen. Wenn es einen Ort gebe, an dem man einen interreligiösen Dialog beginnen sollte, so wäre das Jerusalem. Vertreter der Religionsgemeinschaften aller an dem Konflikt beteiligten Gruppen versicherten "Pax Christi", dass die Auseinandersetzungen keine religiösen, sondern rein politische Ursachen hätten. Nach Meinung von Declercq wäre die Anerkennung des Rechtes der Palästinenser auf einen eigenen Staat für Israel "die Eintrittskarte Israels in die arabische Welt". Die Vereinten Nationen fordert "Pax Christi" auf, eine Enquete über die Lage im Nahen Osten abzuhalten, an Europa richtet die Organisation die Aufforderung, sich aktiv in die Konfliktbewältigung einzuschalten. Europa dürfe sich nicht damit zufrieden geben, die USA handeln zu lassen, vor allem nicht nach dem Wechsel im Präsidentenamt. Es gebe "juridische Waffen", die man auch einsetzen solle, sagte Declercq.
Kathpress
27. mars 2001