Fresken sind die wichtigsten erhaltenen Kirchenmalereien aus der Kreuzfahrerzeit
Jerusalem, 12.4.01 (KAP) Die Restaurierung der "wichtigsten Reste von Monumentalmalerei aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts" in der Kreuzfahrerkirche von Abu Gosh bei Jerusalem ist beendet. Das Ergebnis der Arbeit des deutsch-französische Expertenteams wurde am Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Kunsthistoriker Gustav Kühnl von der Görresgesellschaft hatte vor einigen Jahren die Aufbereitung der Wandmalereien initiiert. Experten der Bauhütte des Kölner Doms erhielten den Auftrag, "die Grundreinigung von der Masse des Schmutzes der Jahrhunderte" vorzunehmen.
Die eigentlichen Feinarbeiten an den Kreuzfahrermalereien aus "der Zeit vor Saladin" hätten französische Spezialisten vorgenommen, erklärte Kühnl der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Der Kunsthistoriker stellte fest, dass der Stil und vor allem die Ikonographie der Wandmalereien "ihrer Zeit weit voraus waren". Der Stil sei eindeutig byzantinisch, was darauf hindeute, dass die Kreuzfahrer einen ortsansässigen Künstler beauftragt hätten.
Nach Angaben des Professors handelt es sich hier um die wichtigsten erhaltenen Kirchenmalereien aus der Kreuzfahrerzeit im Heiligen Land. Die Fresken seien auch für die Entwicklung der Kirchenmalerei in Europa von höchster Bedeutung. Kreuzfahrer aus dem Westen und byzantinische Künstler aus dem Orient wären hier eine "seltene Symbiose" eingegangen. Die in Abu Gosh angewandte Ikonographie sei in Europa erst hundert Jahre später "angekommen".
In Abu Gosh, dem biblischen Kirjat Yearim, wurde der Tradition nach zwanzig Jahre lang die "Bundeslade" aufbewahrt, ehe sie durch König David nach Jerusalem gebracht wurde. Die Kreuzfahrer identifizierten Abu Gosh als das neutestamentliche Emmaus, das in anderen Perioden an zehn weiteren Orten lokalisiert wurde. Nach der Niederlage der Kreuzfahrer verlor der Ort seine Bedeutung. Im 15. Jahrhundert wurde neben der Kirche eine Moschee errichtet.
Kathpress
12. april 2001