Jerusalem, 21.6.01 (KAP) Die Mörder eines Jerusalemer griechisch-orthodoxen Mönchs sind gefasst. Wie der israelische Geheimdienst "Shin Beth" mitteilte, wurden am Mittwochabend zwei Mitglieder der Leibwache von Palästinenserführer Jassir Arafat im Dorf El Azarije verhaftet. Sie hätten die Tat gestanden. Der 35-jährige Mönch Gur Psipokatsatakis war am 12. Juni in seinem Wagen mit israelischen Kennzeichen nahe Jerusalem durch Schüsse aus einem vorbeifahrenden Auto getötet worden.
Beim Verhör gaben die jungen Männer laut Geheimdienst zu, sich im Mai beim Chef der Palästinenser-Organisation "Tanzim", Marwan Barghouti, freiwillig gemeldet zu haben, um Anschläge auf Israelis zu verüben. Barghouti habe ihnen persönlich zwei Schnellfeuergewehre ausgehändigt und für ein militärisches Training gesorgt. Nach dem Anschlag auf den Mönch, den die beiden Attentäter für einen Juden gehalten hätten, sei Barghouti Bericht erstattet worden.
Barghouti ist einer der bekanntesten Palästinenserführer und wird als möglicher Nachfolger Arafats gehandelt. Seine "Tanzim"-Organisation gilt zwar als Arafat-treu, hat sich jedoch während der Intifada zu einer Gruppe mit selbstständigen Zielen entwickelt.
Mit der Erklärung des Geheimdienstes wurde zum ersten Mal eine bekannte palästinensische Persönlichkeit für einen konkreten Mordanschlag verantwortlich gemacht. Gleichzeitig erteilte das Kabinett dem Verteidigungsminister die Vollmacht, Verantwortliche für Terroranschläge "zur Rechenschaft zu ziehen". Seit Ausrufung des einseitigen Waffenstillstands vor einem Monat hatte Israel keine "Liquidierung" palästinensischer Terrorverdächtiger oder mutmaßlicher Drahtzieher mehr vorgenommen.
Kathpress
21. juni 2001