Jesuit Gumpel veröffentlicht "Klarstellung", in der Arbeit der jüdisch-katholischen Historikerkommission zu Pius XII. für gescheitert erklärt wird
Vatikanstadt, 8.8.01 (KAP) Der Vatikan hat die jüdisch-katholische Historikerkommission zu Pius XII. für gescheitert erklärt und schwere Vorwürfe gegen einige jüdische Mitglieder der Kommission erhoben. In einer vom vatikanischen Pressesaal verbreiteten "Klarstellung" des deutschen Jesuitenpaters Peter Gumpel SJ, der im Vatikan als führender Experte zu Pius XII. gilt, heißt es: "Die Initiative, die zu einer Verbesserung des Verhältnisses zwischen der katholischen Kirche und der jüdischen Gemeinschaft führen sollte, ist durch die unmittelbare Verantwortlichkeit jener gescheitert, die elementare akademische und menschliche Normen verletzt und sich eines unverantwortlichen Verhaltens schuldig gemacht haben". Die Erklärung Gumpels geschah nach Mitteilung des Pressesaals im Auftrag des Heiligen Stuhls.
Pater Gumpel führte in seiner Erklärung aus, dass die Kommission den ihr gestellten Arbeitsauftrag nicht erfüllt habe. Dieser habe darin bestanden, die bereits zwischen 1965 und 1981 veröffentlichte elfbändige Dokumentensammlung des Heiligens Stuhls zum Zweiten Weltkrieg zu studieren. Stattdessen hätten "einige, aber nicht alle" Mitglieder der jüdischen Seite der Kommission öffentlich die Verdächtigung verbreitet, der Heilige Stuhl wolle Dokumente verbergen, die nach ihrer Meinung kompromittierend sein könnten. Ferner hätten sie wiederholt "verzerrte und tendenziöse Nachrichten" an die internationale Presse weiter gegeben.
Im Oktober habe die Gruppe statt eines Berichtes über die bereits veröffentlichte Dokumentensammlung dem Vatikan 47 Fragen vorgelegt und eine weitergehende Akteneinsicht verlangt. Eine in Rom anberaumte Anhörung Gumpels zu den 47 Fragen durch die Kommission sei anlässlich einer "internen Krise" der Gruppe nach der Behandlung von nur 12 Fragen abgebrochen worden. Der Historiker und Jesuit P. Pierre Blet, der die Original-Dokumente in den siebziger und achtziger Jahren gemeinsam mit drei anderen Jesuiten gesichtet hatte, sei erst gar nicht angehört worden. Die Kommission habe bis heute keinen Abschlussbericht vorgelegt.
Akten in USA und Großbritannien gesperrt
Gumpel kündigte in dem Kommunique an, das gesamte, etwa drei Millionen Blatt umfassende Archivmaterial aus dem Pontifikat Pius XII. werde allen interessierten Forschern "so bald wie möglich" zugänglich gemacht. Derzeit sei dies noch nicht möglich, weil das Material noch nicht katalogisiert worden sei. Diese Sachlage habe der Archivar des Vatikans, Kardinal Jorge Maria Mejia, den Kommissionsmitgliedern bereits bei einem Treffen im Oktober 2000 dargelegt. Gumpel betonte, bei der Öffnung der Vatikan-Archive werde es keinerlei Beschränkungen geben. Hingegen seien bestimmte Akten aus den entsprechenden Archiven der USA und Großbritanniens entweder "entfernt" worden oder würden durch einen Sperrvermerk geschützt.
Kathpress
8. august 2001