Jerusalem, 8.8.01 (KAP) Nach wochenlangem Streit hat die israelische Regierung die Kandidatenliste für die Wahl eines neuen griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem angenommen. Patriarchatsverweser Kornelios Rodoussakis berief nach dem Rückzug des israelischen Einspruchs die Wahlversammlung aus den Bischöfen sowie Vertretern von Klerus und Volk für Montag, 13. August, ein.
Ministerpräsident Ariel Scharon hatte zunächst von seinem Vetorecht Gebrauch gemacht und fünf von sechs Kandidaten gestrichen, einen arabischen sowie vier griechische Bischöfe. Die Bischofskonferenz des orthodoxen Patriarchats von Jerusalem sandte daraufhin Delegationen zum jordanischen König Abdallah II. nach Amman und zu Scharon. Der neue israelische Botschafter in Griechenland, David Sasson, sprach jetzt gegenüber dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Griechenland, Erzbischof Christodoulos, von einem "Irrtum" der Regierung in Jerusalem.
Seit dem Tod von Patriarch Diodoros I. im Dezember ist der Patriarchenthron von Jerusalem verwaist. Die Wahlordnung für den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem geht auf die fünfziger Jahre zurück, als der Ostteil Jerusalems, Bethlehem und andere heilige Stätten unter der Herrschaft Jordaniens standen. Damals wurde dessen König das Einspruchsrecht gegen politisch bedenkliche Kandidaten eingeräumt. Nach der Eroberung des Westjordanlandes 1967 nimmt auch der israelische Staat ein Vetorecht bei der Patriarchenwahl für sich in Anspruch. Dasselbe gilt seit 1996 für die Palästinensische Selbstverwaltung unter Jassir Arafat.
Israel hatte ursprünglich für die jetzige Wahl Erzbischof Silvestros Dschabra al-Fahr von Kyriakopolis (Jordanien), den einzigen arabisch-stämmigen Kandidaten, zum "nationalen Sicherheitsrisiko" erklärt. Auch vier weitere griechisch-stämmige Kandidaten waren als "politisch bedenklich" eingestuft worden. Unter den Abgelehnten waren jene drei Kandidaten, denen die größten Chancen auf den Patriarchenstuhl nachgesagt wurden.
Kathpress
8. august 2001