Scharfe Stellungnahmen des maronitischen Patriarchen und des orthodoxen Erzbischofs von Beirut gegen die Vorgangsweise des militärischen Geheimdienstes
Beirut, 13.8.01 (KAP) Die Oberhäupter der christlichen Kirchen haben energisch gegen die Verhaftungswelle unter Anhängern des exilierten Generals Michel Aoun und der "Forces Libanaises" protestiert. Der maronitisch-katholische Patriarch von Antiochien, Kardinal Nasrallah Sfeir, bezeichnete die Vorgangsweise des libanesischen militärischen Geheimdienstes (SR) wörtlich als "schmachvoll". Die selbe Bezeichnung verwendete der griechisch-orthodoxe Metropolit von Beirut, Elias Audeh. Der orthodoxe Metropolit sagte, die Verhaftungswelle habe die durch die jüngste Versöhnung zwischen Christen und Drusen im Schuf-Gebirge bewirkte libanesische "Hochzeit" in ein "Begräbnis" verwandelt. Kardinal Sfeir sprach davon, dass der Libanon durch die Operation des SR das "wenige an moralischem Kredit" verloren habe, über den das Land in der internationalen Öffentlichkeit noch verfügte.
Der Patriarch betonte, dass er - ebenso wie die libanesische Öffentlichkeit - den vom Geheimdienst als Vorwand für die Aktion genannten Staatsstreichplan in Zweifel ziehe. Kardinal Sfeier äußerte seine Besorgnis über die Zukunft des Libanons, der von einer nach wie vor anhaltenden Auswanderungswelle junger Akademiker betroffen sei. Das Land erlebe derzeit eine wirtschaftliche und finanzielle Krise, deren Lösung nicht in Sicht sei. Nach Angaben der Weltbank werde die Staatsverschuldung des Libanons in fünf Jahren 40 Milliarden Dollar betragen.
Auch der maronitische Erzbischof von Byblos, Bechara Rai, prangerte die "Barbarei" des Vorgehens des militärischen Geheimdienstes gegen die antisyrisch eingestellten Oppositionellen an.
Kathpress
13. august 2001