Christliche Präsenz soll in der Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern friedensstiftend wirken - Neuer Patriarch Irinaios I. setzt - abweichend von seinen Vorgängern - Zeichen ökumenischer Offenheit
Jerusalem, 17.8.01 (KAP) Der neu gewählte orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Irinaios I., hat an Israelis und Palästinenser eine Versöhnungsbotschaft gerichtet. Im ersten Interview für das griechische Fernsehen nach seiner Wahl bezeichnete Irinaios I. sowohl sein eigenes Programm wie die Funktion des Patriarchats von Jerusalem in Israel, den Palästinensergebieten und Jordanien als "irenisch", friedensbringend.
Er habe noch keine konkrete Friedensinitiative im Auge, doch wirke jede rechte christliche Präsenz und Aktivität von sich aus friedensstiftend, unterstrich Irinaios I., der bisher das Patriarchat von Jerusalem in Athen vertreten hatte. In dem Interview verteidigte der Patriarch auch den griechischen Charakter der orthodoxen Kirchenführung im Heiligen Land. Zwar komme fast die gesamte höhere Geistlichkeit aus Griechenland, doch handle es sich bei der etwa halben Million orthodoxer Palästinenser auch um Nachfahren ursprünglich hellenophoner Christen, die ab dem 7. Jahrhundert unter islamischer Herrschaft allmählich arabisiert wurden.
Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat Patriarch Irinaios an die orthodoxen Gläubigen appelliert, sich zusammen mit Anglikanern, Lutheranern, Katholiken des lateinischen Ritus und der östlichen Riten, Armeniern, Kopten und Syrern sowie "Christen der ganzen Welt" an einem zweiwöchigen gemeinsamen Gebet für "Frieden und Gerechtigkeit im Heiligen Land" zu beteiligen. In einem gemeinsamen Schreiben hatten vergangene Woche die christlichen Kirchenführer im Heiligen Land zu solchen gemeinsamen Friedensgebeten aller Konfessionen aufgerufen - die Orthodoxen hatten sich damals dem Aufruf nicht anschließen können, da der Stuhl des Patriarchen von Jerusalem noch vakant war. Das Friedensgebet findet bis 28. August jeden Tag in der Kirche einer anderen Konfession in Jerusalem, aber auch in Betlehem, Nazareth, Tel Aviv und Gaza statt. Es fällt mit der ostkirchlichen Bet- und Bußzeit vor einem der höchsten orthodoxen Marienfeste am 28. August zusammen.
Dass Irinaios die orthodoxen Christen des Patriarchats von Jerusalem ausdrücklich zur Teilnahme aufgefordert hat, ist eine Abkehr von der Praxis seiner beiden Vorgänger Benediktos und Diodoros, die jede Gebetsgemeinschaft mit nicht-orthodoxen "Ketzern" scharf abgelehnt hatten.
Kathpress
17. august 2001