"In den vergangenen 30 Tagen standen wir alle unter dem Kreuz"
New York, 12.10.01 (KAP) Der New York Erzbischof Kardinal Edward M. Egan hat am Donnerstagabend (Ortszeit) eine Gedenkmesse für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September gefeiert. Dabei forderte Egan die juristische Verfolgung der Täter sowie Gerechtigkeit für die Opfer. Gleichzeitig mahnte der Kardinal die Gläubigen, von Hass- und Rachegefühlen abzusehen. "In einer solchen Situation müssen wir uns dem Glauben noch mehr zuwenden", sagte Egan, der den Gottesdienst in der St. Patrick's Cathedral gemeinsam mit dem Apostolischen Nuntius bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Renato Martino, sowie zahlreichen US-Bischöfen und Priestern feierte.
Die Messe fand genau einen Monat nach den Anschlägen auf das World Trade Center statt, bei denen mehr als 5.000 Menschen ums Leben kamen. "In den vergangenen 30 Tagen sind wir alle unter dem Kreuz gestanden", sagte der Erzbischof in Anlehnung an eine zuvor verlesene Bibelstelle, in der es heißt, dass Maria und der Jünger Johannes bei Jesus unter dem Kreuz standen. Die Familien und Freunde der "durch den verabscheuungswürdigen mörderischen Akt" ums Leben Gekommenen sollten jetzt ihre Schmerzen mit dem Leiden Jesu vereinen.
Egan hatte für die Gedenkmesse die derzeit im Vatikan tagende Weltbischofssynode verlassen und war nach New York geflogen. Am Wochenende will er wieder nach Rom zurückkehren.
Auf dem Gelände des zerstörten World Trade Centers in New York hatte am Donnerstag eine weitere Gedenkveranstaltung stattgefunden. Ein Priester, ein Rabbiner sowie ein Feuerwehrmann sprachen kurze Gebete. Um 8.48 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt des Einschlags des ersten Flugzeugs in dem Gebäude, herrschte eine Minute Schweigen. 4.815 Menschen gelten nach wie vor als vermisst, der Tod von 422 Personen wurde bestätigt, 370 von ihnen sind identifiziert. Außerdem starben 157 Menschen an Bord der beiden Flugzeuge, die von Terroristen in die Türme des World Trade Centers gelenkt wurden.
New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani dankte noch einmal den Rettungskräften, die sich auch einen Monat nach der Tragödie weiterhin unermüdlich für die Beseitigung der Trümmer am so genannten "Ground Zero" einsetzten. "Die Feuer brennen immer noch, aber wir sind aus diesem Drama gestärkter hervorgegangen. Wir sind zu einer geeinteren Stadt, zu einem geeinteren Land, zu einer geeinteren Welt geworden", sagte Giuliani. An der Zeremonie nahmen zahlreiche Feuerwehrleute teil. Sie gedachten besonders der 343 Kameraden und 23 Polizisten, die bei den Attentaten ums Leben gekommenen sind.
Auch in Washington versammelten sich Tausende, unter ihnen Präsident George W. Bush, zu einer Gedenkfeier vor dem Pentagon. Beim Absturz einer entführten Maschine auf das Pentagon wurden am 11. September alle 64 Insassen des Flugzeugs sowie vermutlich 125 Menschen im Innern des Gebäudes getötet.
Kathpress
12. oktober 2001