Kairo, 4.11.01 (KAP) Gegen 96 Ägypter, denen Beteiligung an dem Massaker von El Kosheh vorgeworfen wird, hat am Wochenende ein neuer Prozess begonnen. Bei den Religionsunruhen waren im Jänner vergangenen Jahres 20 Christen und ein Muslim ums Leben gekommen. Anfang Februar hatte ein Gericht von den insgesamt 96 Angeklagten, darunter 58 Muslime und 38 Kopten, 92 freigesprochen und vier Muslime zu Strafen zwischen einem und zehn Jahren Haft beziehungsweise Zwangsarbeit verurteilt. Das Berufungsgericht ordnete eine Neuverhandlung vor dem Kriminalgericht in Sohag an.
Kurz nach Verhandlungsbeginn vertagte der Vorsitzende Richter am Samstag den Prozess auf Jänner. Zuvor hatte die Verteidigung beantragt, mehr Zeit zur Durcharbeitung der rund 7.000 Seiten umfassenden Anklageschrift zu erhalten. Zudem waren 16 Angeklagte der Verhandlung ohne Begründung fern geblieben.
Die koptische Kirche hatte die ursprünglichen Urteile kritisiert, da die Männer nur wegen Totschlags, nicht aber wegen Mord verurteilt worden waren. Dies suggeriere, dass Christen getötet werden dürften, hatte die Kirche argumentiert. Die Auseinandersetzungen waren die blutigsten seit 20 Jahren. Auslöser war eine private Auseinandersetzung zwischen einem koptischen Kaufmann und einem Muslim.
Von den etwa 60 Millionen Einwohnern Ägyptens gehören rund acht Millionen zur koptischen Kirche.
Kathpress
4. november 2001