Berlin, 8.11.01 (KAP) Der griechisch-katholische (melkitische) Patriarch von Antiochien, Gregorios III., hat die Europäer zu mehr politischer Vermittlung im Nahen Osten aufgerufen. Friede in dieser Region sei ein wichtiger Beitrag für den Dialog mit dem Islam, sagte der Patriarch am Donnerstag in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA in Berlin. Er warnte vor den Folgen eines Exodus der Christen aus dem Heiligen Land, falls die israelische Politik gegenüber den Palästinensern anhalte. Die Lage der Christen sei "sehr schwer", viele von ihnen lebten in Armut.
Gregorios III., der vor seiner Wahl zum Patriarchen lange Zeit als Patriarchalvikar in Jerusalem gewirkt hatte, sprach in Berlin unter anderen mit Bundespräsident Johannes Rau und Vertretern des Berliner Außenministeriums. Das Engagement Deutschlands für den Frieden im Nahen Osten habe heute mehr Gewicht als früher, sagte er unter Verweis auf die Vermittlungsgespräche von Außenminister Joschka Fischer.
Deutschland und Europa müssten eine größere Rolle bekommen, mahnte Gregorios III. Amerika dürfe nicht der einzige Vermittler sein, "ein Partner allein, der zugleich Wächter ist und alles bestimmen kann, das ist nicht gesund". Der Patriarch unterstrich, die Rolle der Christen im Nahen Osten biete besondere Chancen. Sie seien Partner für Muslime und Europäer. Damit könnten sie Vorurteile abbauen und Vertrauen schaffen.
"Allianz für Gerechtigkeit"
Der Patriarch warnte davor, bei der Terrorbekämpfung auf Waffenstärke zu setzen. Die Suche nach einer Allianz gegen Terror sei für ihn "Nebensache". Es müsse um eine Allianz für Gerechtigkeit gehen. Extremisten würden durch Frieden und nicht durch Waffengewalt entwaffnet. Mit Blick auf den Nahen Osten meinte er, eine Lösung des Palästinaproblems werde die ganze Region beruhigen. So lange Israels Premier Ariel Scharon auf militärische Macht setze, schüre das den Fundamentalismus. Es müsse auch im Interesse Israels sein, gerechten Frieden zu schaffen und Verständigung zu den Nachbarn zu erreichen.
Kathpress
8. november 2001