Deutsch-englischer Archäologe und Papyrusforscher Thiede fand im Heiligen Land erstmals Johanniterkreuz aus der Kreuzfahrer-Zeit
Jerusalem, 9.11.01 (KAP) Der deutsch-englische Archäologe und Papyrusforscher Carsten-Peter Thiede will das "wahre Emmaus" entdeckt haben. Nach dem Bericht der Evangelien hatte sich Jesus nach seiner Auferstehung zwei Jüngern erstmals in Emmaus zu erkennen gegeben. Keiner der drei bislang als Emmaus bezeichneten Orte komme tatsächlich in Frage, sagte Thiede in einem Gespräch mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Entweder hätten sie im ersten Jahrhundert nicht Emmaus geheißen, oder sie lägen zu weit von Jerusalem entfernt. Emmaus bedeutet "warme Quelle", daher gebe es im ganzen Land viele Orte mit diesem Namen.
Bei Motza - rund sieben Kilometer von Jerusalem auf der Strecke nach Tel Aviv - wurden Thiede und sein Team nach eigenen Angaben fündig. Laut Lukas-Evangelium waren die beiden Jünger "am Nachmittag" von Jerusalem nach Emmaus gelaufen und noch am gleichen Abend zurückgekehrt, um den Aposteln die Botschaft der Auferstehung Jesu zu übermitteln. Diesen Fußmarsch probierte Thiede mit seinen Studenten aus. Zudem finde er Bestätigung auch in anderen antiken Quellen. Das traditionell als Emmaus besuchte Pilgerziel beim heutigen Latrun liegt dagegen mehr als 30 Kilometer vom historischen Jerusalem entfernt.
Auf dem Gelände bei Motza, an dem sich bis 1948 das arabische Dorf Kolonia befand, das fast 2.000 Jahre seinen Namen aus der Zeit Kaiser Vespasians (69-79 n. Chr.) behalten hatte, sei man nun vor allem auf Gebäude aus der Kreuzfahrerzeit gestoßen. Der Johanniterorden habe dort eine zweistöckige Festung samt Hospiz errichtet. So hat Thiede auch einen Dachziegel mit dem typischen Kreuz der Johanniter (Malteser-Kreuz) entdeckt. Nach seinen Worten handelt es sich um den ersten Fund eines Johanniterkreuzes aus der Kreuzfahrerzeit im Heiligen Land.
Kathpress
9. november 2001