«Initiative Christlicher Orient» startet österreichweite Aktion für arme Familien und Kranke in der Region Bethlehem - Patriarch Sabbah: Lage der Christen hat sich weiter verschlechtert
Linz, 3.12.01 (KAP) Die österreichische «Initiative Christlicher Orient» (ICO) ruft zur Solidarität mit den Not leidenden Christen im Heiligen Land auf und hat die Aktion «Licht für Bethlehem» gestartet, mit der armen Familien und kranken Menschen in der Region Bethlehem geholfen werden soll. In der Nähe von Jerusalem wird die Renovierung einer katholischen Schule unterstützt. Dadurch sollen neue Arbeitsmöglichkeiten entstehen, was gerade in der jetzigen Situation wichtig sei, so die Initiative in einer Mitteilung.
Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, zeigte sich erfreut über die Hilfsaktion: «Da viele Menschen auf Grund der Sperren palästinensischer Gebiete in ihren Orten eingeschlossen sind, sollen sie hier, wo sie sich aufhalten, Beschäftigung finden.»
Die Lage der Christen im Heiligen Land habe sich durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern und das Ausbleiben der Touristen gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert. «Zahlreiche Familien haben Arbeit und Wohnung verloren. Der Pilger- und Tourismussektor, von dem viele Christen abhängig sind, ist zusammengebrochen. Leidtragende sind vor allem die Christen in Bethlehem und Jerusalem», berichtete der Patriarch gegenüber der ICO.
Die Christen des Heiligen Landes seien Teil des palästinensischen Volkes, «das seine Freiheit verlangt, weil es schon seit langem unter israelischer Militärbesetzung leidet». Sabbah: «Wir haben keine Bürgerrechte, wir können uns nicht frei bewegen. Alle unsere Dörfer und Städte sind eingeschlossen.» Besondere Sorge bereiten dem Patriarchen die zunehmenden sozialen Spannungen zwischen Christen und Muslime und auch innerhalb der ethnischen Gruppen, die eine Folge des Überlebensdruckes seien: «Diese sozialen Wunden werden lange Zeit brauchen, um heilen zu können.»
Gerechtigkeit wird zum Frieden führen
Als Schlüssel zum Frieden nannte Patriarch Sabbah die Rückgabe der besetzten palästinensischen Gebiete. Die Israelis seien dazu aber nicht bereit: «Sie wollen den Palästinensern vielleicht die Hälfte, vielleicht auch nur 40 Prozent der besetzten Gebiete zurückgeben. Da kann von Gerechtigkeit nicht gesprochen werden.» Diese Haltung Israels sei unverständlich, denn «wenn sie das Land zurückgeben, würden sie Frieden und Sicherheit haben». Er hoffe, «dass die Israelis eines Tages neue Führer haben werden, die verstehen, dass sie nur sicher sein können, wenn es ihren palästinensischen Nachbarn gut geht», so Sabbah.
Zur Rolle der USA im Nahost-Konflikt stellte Patriarch Sabbah fest: «Die amerikanische Regierung will das jüdische Volk schützen. Das ist in Ordnung. Aber was Amerika heute tut, ist das genaue Gegenteil.» Wollten die USA tatsächlich das jüdische Volk beschützen, müssten sie ihre Politik ändern und «den Palästinensern Gerechtigkeit widerfahren lassen».
Die «Initiative Christlicher Orient» ist ein in Österreich kirchlich und staatlich anerkannter Verein zur Förderung der Christen im Orient. Zentrales Anliegen ist die Informationsarbeit durch die vierteljährlich erscheinende Zeitung «Information Christlicher Orient». Im November 2001 ist eine Sonderausgabe der Zeitung erschienen, die über die Solidaritätsaktion «Licht für Bethlehem» informiert. Kontaktadresse: Bethlehemstraße 20, 4020 Linz; Tel. 0732/77.35.78, e-mail: ico@utanet.at. Spendenkonto: Hypo Landesbank, KtoNr. 00000313221, BLZ 54000.
Kathpress
3. desember 2001