Paris, 14.12.01 (KAP) Das Weltkulturerbe-Komitee der UNESCO hat die frühchristliche Pilgerstadt Abu Mena in Ägypten auf die Liste des bedrohten Welterbes gesetzt. Die 1979 zum Weltkulturerbe erklärte Stadt sei ehemals durch die extreme Trockenheit geschützt gewesen, werde aber jetzt durch landwirtschaftliche Projekte gefährdet, teilte die Weltkulturorganisation in Paris mit. So sei durch Bewässerungsmaßnahmen in der Region der Grundwasserspiegel enorm gestiegen. Dies könne dazu führen, dass einige der erhaltenen Bauten versinken und einstürzen.
Abu Mena ist der bedeutendste christliche Wallfahrtsort in Ägypten. Seit 1.700 Jahren verehren die Ägypter hier den Märtyrer Menas. Von dem Pilgerzentrum sind aus frühchristlicher Zeit allerdings nur noch Ruinen übrig geblieben, darunter die Taufkirche, Klöster, Häuser und Werkstätten.
Vor sechzehn Jahren war hier noch staubtrockene Wüste. Dann baute der Staat Kanäle und leitete Nilwasser in das Gebiet. Neu angesiedelte Bauern betreiben hier jetzt Landwirtschaft und brachten es zu bescheidenem Wohlstand. Aber das Wasser, das die Wüste fruchtbar macht, zerstört die Ruinen des christlichen Wallfahrtsorts. Das Wasser steigt schneller, als die Wissenschaftler reagieren können. Durch das Bewässerungsprojekt rund um die Pilgerstätte ist der Grundwasserspiegel in den letzten Jahren um fast dreißig Meter angestiegen. Das Wasser versalzt den Stein der Ruinen und bringt das Netz unterirdischer Zisternen zum Einsturz. Abu Mena verschwindet so nicht nur im Wasser, sondern auch unter dem Sand und damit ein Stück Geschichte des Frühchristentums. Auch die Fundamente der neuen Klosteranlage, die die koptische Kirche hier vor 20 Jahren gebaut hat, stehen nach kirchlichen Angaben schon im Wasser.
Dennoch will der Staat die Wüstenprojekte fortsetzen, denn das übervölkerte Ägypten braucht dringend mehr Arbeitsplätze und mehr Nahrungsmittel. Die Wüste ist der einzige Ort, wo sich noch landwirtschaftlich nutzbare Fläche gewinnen lässt.
Kathpress
14. desember 2001