Amman, 17.1.02 (KAP) Der neuen jordanischen Regierung wird ein Christ - Marwan Muasher - als Außenminister angehören. Dies berichtet die italienische Missionsnachrichtenagentur Misna. Muasher war jordanischer Botschafter in Washington. Er ist der zweite christliche Minister in der Geschichte des Königreichs Jordanien. Die Berufung eines Christen als Außenminister hat sowohl in Jordanien als auch im internationalen Bereich große Beachtung gefunden.
Die neue Regierung wird das Land bis zu den Parlamentswahlen führen, deren Termin offiziell noch nicht angekündigt worden ist, die aber wahrscheinlich im September stattfinden werden. Die Wahlen waren ursprünglich für Oktober 2001 vorgesehen, mussten aber wegen der internationalen und regionalen Instabilität verschoben werden. Seit der Wiederzulassung politischer Parteien 1992 wurden in Jordanien mehr als 20 Parteien registriert. Die Wahlen 1997 waren von der "Islamischen Aktionsfront", dem politischen Arm der Muslimbruderschaft, boykottiert worden. Die Beteiligung lag bei knapp 55 Prozent. Der verstorbene König Hussein hatte 1992 das Parteienverbot in der Absicht aufgehoben, den Muslimbrüdern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Das Christentum in Jordanien geht auf die Zeit der Apostel zurück. Bis zur islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert war das ganze Land christlich. Auch in den folgenden Jahrhunderten dürfte es nur eine dünne islamisierte Oberschicht gegeben haben. Bis heute sind nach Schätzungen an die zehn Prozent der jordanischen Bevölkerung christlich.
Das jordanische Königshaus ist sowohl um die Respektierung der Rechte der christlichen Minorität als auch um den christlich-islamischen Dialog auf internationaler Ebene bemüht.
Kathpress
17. januar 2002