Jerusalem, 18.1.02 (KAP) Im Streit um den geplanten Bau einer Moschee in Nazareth zeichnet sich keine Lösung ab. Eine von der israelischen Regierung eingesetzte Ministerkommission wird ihren Bericht nicht in der gesetzten Frist von zwei Wochen abliefern können, wie die Tageszeitung "Haaretz" in ihrer Freitagausgabe schreibt. Zwar habe die Kommission bereits Gespräche mit Vertretern der Christen und der Islamisten geführt, weitere Anhörungen seien jedoch nötig, um eine Empfehlung zur Lösung des Problems abgeben zu können.
Laut "Haaretz" kritisierten die Christen bei den Gesprächen, der Bau einer großen Moschee würde die katholische Verkündigungsbasilika als "beherrschendes Bauwerk" der Stadt "verdecken". Der christliche Charakter Nazareths müsse erhalten bleiben. Vertreter der Islamisten hätten den Vorsitzenden der Kommission, Natan Schtscharanski, daran erinnert, dass er selber den Kompromiss aus der Zeit der Regierung Ehud Baraks und damit auch die Genehmigung für den Bau einer Moschee unterschrieben habe.
Druck des Vatikans und der USA
Der Streit um den von islamischen Fundamentalisten geplanten Bau in der Heimatstadt Jesu belastet seit über zwei Jahren das Verhältnis von Christen und Muslimen sowie die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Staat Israel. Israel hatte nach der gewaltsamen Besetzung des Bauplatzes durch ortsfremde Muslime das Projekt zunächst untersagen wollen, auf islamistischen Druck hin jedoch später einer Kompromisslösung zugestimmt, die lediglich eine kleine Moschee vorsah. Diese Genehmigung wurde nach Interventionen des Vatikans und der US-Regierung inzwischen ebenfalls wieder zurückgezogen.
Kathpress
18. januar 2002