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Publisert 20. januar 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

Die neue Intifada zerstört mit dem Pilgertourismus die ökonomische Basis der Christen

Jerusalem, 20.1.02 (KAP) Bei den Kirchenführern im Heiligen Land herrscht seit dem blutigen Palästinenser-Anschlag in Hadera im nördlichen Israel und den nachfolgenden Vergeltungsaktionen Israels noch tiefere Besorgnis. Die Situation der Christen im Heiligen Land wird von Tag zu Tag dramatischer, auch weil der Pilgertourismus - eine ökonomische Hauptstütze der Christen - völlig zusammengebrochen ist.

Nicht einmal vier Wochen hatte die relative Ruhe nach der Serie von Selbstmordanschlägen im Heiligen Land gedauert. Ein Ende hatte sich bereits nach den Palästinenser-Angriffen in Gaza, den israelischen Zerstörungen am dortigen Flughafen und der Ermordung eines Israelis bei Bethlehem angedeutet. Das lateinische Patriarchat verurteilte den Anschlag von Hadera. "Stopp mit dem Töten, Stopp mit der Gewalt, aber auch Stopp mit der Besatzung", sagte ein Sprecher des Patriarchats: "Die Friedensverhandlungen müssen wieder aufgenommen werden, ohne Vorbedingungen".

Eine gerechte Friedenslösung sei nur durch eine Ausmerzung der Wurzel des Übels möglich, die Besetzung der palästinensischen Gebiete durch Israel, betont Patriarch Michel Sabbah immer wieder. "Land gegen Frieden", heißt die magische Formel, Rückgabe der 1967 besetzten Gebiete, also 22 Prozent des ursprünglichen Mandatgebiets. Israel bekäme dadurch "die ersehnte Sicherheit und die Palästinenser Freiheit, Würde und einen Staat", so Sabbah. Bleibt offen, ob mit einer solchen Teilung alle Betroffenen einverstanden wären, insbesondere die Extremisten beider Seiten.

Unter der seit 15 Monaten andauernden neuen Intifada leiden ganz besonders die Christen der Region. "Um 98 Prozent ist im Jahr 2001 der Pilger-Tourismus eingebrochen", so der Kustos der Franziskaner im Heiligen Land, P. Giovanni Battistelli. Der Tourismus an den Heiligen Stätten von Jerusalem und Bethlehem bildet eine Haupteinnahmequelle für die arabischen Christen. In der Jerusalemer Altstadt sind die meisten Geschäfte geöffnet - aber nur, weil die Händler der Langweile zu Haus entfliehen wollen. Kunden haben sie keine. Auch an den Heiligen Stätten herrscht gähnende Leere. In der Grabeskirche sind Mönche und Sicherheitsleute fast unter sich. Nur eine Hand voll Russen irrt an diesem Morgen durch den Kreuzfahrerbau, dazu zwei Japaner und einige Spanier. "Es kommen nur wenige Einzelpilger, Leute, die das Land bereits kennen und die die ungewohnte Ruhe schätzen", meint man im christlichen Informationsbüro neben dem Jaffa-Tor.

"Ich bitte, flehe, bete und hoffe, dass die Pilger zurückkommen", sagt beschwörend der Franziskaner-Kustos: "Sonst kommen wir in eine dramatische Lage". Seine Gästehäuser sind leer, aber der Orden zahlt den knapp 100 Angestellten 75 Prozent des Gehaltes weiter. Etliche Hospize, auch das Haus des Vatikans, haben ganz geschlossen. Auch die Schulen der Franziskaner, die sich bislang weitgehend selber tragen, sind in Gefahr: Die arbeitslosen Eltern könnten einfach das Schulgeld nicht mehr zahlen. Besonders stark werde die neue Armut in den besetzen Gebieten spürbar. Viele der sonst eher begüterten Christen seien inzwischen für die Hilfe der Caritas dankbar, bestätigt Franziskaner-Guardian P. Johannes Simon aus Bethlehem.

Impulse und Ideen für ein Ankurbeln des Pilger-Tourismus - und damit der Erwerbsquelle vieler arabischer Christen - erhofft man sich in Jerusalem von einem am Montag beginnenden Bischofstreffen. Pilger könnten heute 90 Prozent der Heiligen Stätten im Heiligen Land problemlos besuchen, meint der Kustos. Es bestehe nicht mehr Gefahr für Leib und Leben als in Rom, Paris oder New York, sagt er.

Kathpress
20. januar 2002

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