Jerusalem, 21.1.02 (KAP) Der israelische Geheimdienst hat empfohlen, den seit Beginn der zweiten Intifada für Nicht-Muslime geschlossenen Tempelberg in Jerusalem wieder für christliche und jüdische Besucher zu öffnen. Auch sollte es Juden erlaubt werden, an dieser Stätte wieder zu beten, berichteten israelische Medien. Jerusalems Bürgermeister Ehud Olmert sagte im israelischen Rundfunk, der islamische Fundamentalismus nehme sich "immer mehr heraus" und erschüttere auf diese Weise auch die Grundfesten der westlichen Welt, falls ihm nicht Einhalt geboten werde. Der Tempelberg war im Oktober 2000, kurz nach Beginn der jüngsten Intifada, vom "Vakf" (der islamischen Stiftungsbehörde) auf Weisung von Palästinenser-Präsident Yassir Arafat für Nicht-Muslime gesperrt worden.
Es gehe nicht an, dass die Muslime mit Blutvergießen drohten, wenn Juden und Christen einen Ort besuchen wollten, der auch für sie eine große religiöse Bedeutung habe, fügte der Bürgermeister hinzu. Der Mufti von Jerusalem, Ekrem El Sabri, hatte mit einem Massaker gedroht, sollte Israel versuchen, für Nicht-Muslime einen Zugang zum Tempelberg zu erzwingen.
In Israel selbst ist die Geheimdienst-Empfehlung auf unterschiedliches Echo gestoßen. Aus dem linken politischen Spektrum kommen Warnrufe, dass es der "falsche Zeitpunkt" sei, das muslimische Heiligtum jetzt wieder allgemein für Besucher zu öffnen. Andere bejahen das Vorhaben, da es aus ihrer Sicht für diesen, drei Weltreligionen heiligen Ort ohnehin "nie" einen geeigneten Zeitpunkt gebe. Darüber hinaus werden auch israelische Stimmen laut, die fordern, dass den muslimischen Stiftungsbehörden gezeigt werden müsse, "wer der wahre Hausherr" in Jerusalem sei.
Der Berg, auf dem der Tradition nach der im Jahr 70 nach Christus von den Römern zerstörte Tempel Salomos stand, befindet sich seit dem 7. Jahrhundert im Besitz der Muslime, die darauf die Al-Aksa-Moschee und den Felsendom errichteten. Während der Zeit des lateinischen Königreichs waren die beiden Moscheen - die von christlichen Architekten und Handwerkern errichtet worden waren - Kirchen.
Kathpress
21. januar 2002