Internationales Treffen katholischer Bischöfe in Jerusalem
Jerusalem, 21.1.02 (KAP) Mit Nachtwachen, Gebeten und einer Serie von hochkarätigen Konferenzen haben die Christen in der festgefahren Situation des Nahen Ostens einen Vorstoß für Frieden und einen Dialog der Religionen gestartet. In Jerusalem begann am Montag ein internationales Treffen mit Delegierten aus 30 Bischofskonferenzen über Lage und Zukunft der Christen im Heiligen Land. Schon am Tag zuvor hatte im ägyptischen Alexandrien unter Ägide des anglikanischen Primas George Carey ein christlich-islamisch-jüdisches Gipfeltreffen mit Politikern beider Seiten begonnen. Höhepunkt der religiösen Friedensinitiativen soll am Donnerstag in Assisi der vom Papst anberaumte Religionsgipfel mit mehr als 200 Spitzenvertretern der Religionsgemeinschaften in Assisi sein.
Das internationale Bischofstreffen in Jerusalem soll Lage und Zukunftsperspektiven der Kirche im Heiligen Land überprüfen. Es ist somit indirekt eine Fortsetzung und Konkretisierung des "Krisengipfels", zu dem der Papst am 13. Dezember die katholischen Kirchenführer der Region nach Rom geladen hatte. Das Treffen in Jerusalem, für vor allem von den Bischofskonferenzen der USA und Kanadas unterstützt wird, soll Möglichkeiten einer stärkeren Solidarität der Weltkirche für die Präsenz und Zukunft der Christen im Heimatland Jesu konkretisieren. Allerdings sollten die Betroffenen nicht das Gefühl haben, Almosenempfänger zu sein. Ein Ankurbeln des Pilger-Tourismus wäre eine große Hilfe mit Konsequenzen für die gesamte christliche Infrastruktur am Ort, so ein Kirchenvertreter.
Unterdessen scheint die Situation im Heiligen Land dramatisch und festgefahren wie seit langem nicht mehr. Nach jüngsten Umfragen geben immer weniger Israelis dem Dialog mit den Palästinensern noch eine Chance, die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben sinkt stetig. Angesichts der Blockaden und Sperren der Besetzten Gebiete und infolge der katastrophale Wirtschaftssituation fühlen sich die Palästinenser immer weiter entfernt von einem "gerechten Frieden in Würde", wie es ein hoher Kirchenmann formulierte. Es sei fraglich, ob Ministerpräsident Sharon wirkliches Interesse am Friedensprozess habe oder ob er auf Zeit spiele und auf Zermürbung setze.
"Die ganze Nacht über haben wir für den Frieden und für einen Erfolg des Treffens von Assisi gebetet", berichtet Schwester Rosa von den "Kleinen Schwestern Jesu". Auf Einladung der hebräisch-sprachigen Christengemeinde in der Jerusalemer Neustadt versammelten sich in der Nacht auf Samstag 50 Gläubige im neuen Zentrum. Franziskanerpater Pierbattista Pizzabella, der wegen seiner Sprachkenntnisse die Gemeinde betreut, verlas zwischendurch Teile aus der Weihnachtsbotschaft des Papstes: "Christus ist unser Frieden. Wir bitten Christus um das Geschenk des Friedens für alle, die von alten und neuen Konflikten heimgesucht werden, vor allem von den dramatischen Problemen des Heiligen Landes".
Kathpress
21. januar 2002