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Publisert 23. januar 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

Marcuzzo: Israel muss zeigen, dass es den Schutz der Heiligen Stätten aller Religionsgemeinschaften garantieren kann - Erleichterung über Baustopp: "Erstmals christliche Position berücksichtigt"

Jerusalem, 22.1.02 (KAP) Der Bau einer Moschee in unmittelbarer Nähe der Verkündigungsbasilika in Nazareth wäre "eine Präzedenzfall mit gefährlichen Konsequenzen für die christlichen Gemeinden und für alle Minderheiten in Israel". Das erklärte Weihbischof Giacinto Marcuzzo, der seinen Sitz in Nazareth hat, in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Bisher habe Israel immer Wert darauf gelegt, Vorkämpfer für die Rechte aller Religionsgemeinschaften auf ihre Heiligen Stätten und für den Schutz des Zugangs zu ihnen zu sein. Es hätte schwere Konsequenzen für die Zukunft dieser Heiligen Stätten, "wenn die Muslime auf einem Gelände, das ihnen nicht gehört, mit solcher Leichtigkeit eine Moschee bauen könnten - zumal sie ständig davon reden, dass sie auch andere Orte und Projekte im Blick haben", so der Bischof.

Marcuzzo würdigte die Entscheidung der Regierung Sharon, die von den Muslimen bereits begonnen Bauarbeiten zu stoppen. Eine israelische Regierung habe damit zum ersten Mal in dieser Angelegenheit offiziell "der Stimme der Christenheit Rechnung getragen und die herausragende Bedeutung von Nazareth für die Weltkirche berücksichtigt". Die Verantwortlichen hätten endlich erkannt, dass der Streit sich auszuweiten drohte und zur Quelle für weitere Probleme werde.

Noch wisse man nicht, welche Alternativ-Vorschläge die Kommission unter Leitung von Bautenminister Nathan Schtscharanski dem Sicherheitskabinett unterbreiten wird. Die Position der Kirche sei: Wenn die Regierung den Bedarf der islamischen Gemeinde nach einer neuen Moschee anerkennt, "dann bitte an einem geeigneten Ort - und in Abstimmung mit den anderen Gruppierungen, auch den Christen". Der Platz vor der christlichen Basilika müsse für die gesamte Bevölkerung von Nazareth sowie als Ankunfts- und Sammelpunkt der Pilger reserviert bleiben.

Bischof Marcuzzo plädiert für einen Rückgriff auf die ursprünglichen Pläne der Stadtverwaltung von Nazareth. Auf dem Platz steht eine Gedenkstätte für einen Neffen von Sultan Saladin, der Ende des 12. Jahrhunderts durch die Schlacht von Hattin die Macht des lateinischen Königreichs Jerusalem gebrochen hatte. Diese Gedenkstätte sollte renoviert werden und könnte - so der Bischof - "mit etwas Freiraum herum zu einem Anziehungspunkt auch für Touristen und Pilger werden und böte ihnen somit den Kontakt auch zur örtlichen muslimischen Gemeinde".

Jede Kompromisslösung, die mehr von dem Platz den Muslimen überlässt, müsse nach den Erfahrungen der vergangenen drei Jahre abgelehnt werden. "Tatsache ist, dass den Muslimen zunächst ein kleiner Teil des Platzes zugestanden wurde, bald nahmen sie aber den gesamten Platz ständig in Beschlag, einschließlich des Trottoirs. Und es gab Störungen nicht nur am Freitag, sondern auch an normalen Tagen", so der Bischof. Alle von der Regierung und den Behörden vorgegebenen Einschränkungen seien von Muslimen nicht eingehalten worden, und die Behörden hätten auf die illegalen und gewalttätigen Aktionen der Islamisten in keiner Weise reagiert.

"Deshalb wäre es am besten, für klare Verhältnisse zu sorgen", betonte der Bischof. Die Verkündigungsbasilika sei der eigentliche Schatz von Nazareth, ohne dieses Heiligtum würde Nazareth seine herausragende Bedeutung verlieren. Der Platz davor sollte diese Bedeutung unterstreichen und daher frei bleiben.

Scharfe Kritik übte Marcuzzo am Verhalten früherer Regierungen. Der Streit um den Moscheebau sei politisch vereinnahmt worden. Angesichts von Wahlen hätten Politiker im Stile eines "macchiavellistischen Opportunismus" Religion und Moscheebau für politische Zwecke instrumentalisiert. Die christliche Gemeinde habe erleben müssen, dass ihre Rechte als Minderheit nicht garantiert wurden und sie von der Barmherzigkeit derer abhängig sei, die zahlreicher und stärker sind. "Das können wir nicht akzeptieren", so der Bischof.

Die Christen in Nazareth legten großen Wert darauf, den Dialog mit den Muslimen zu bewahren, auszuweiten und zu verbessern, hob Marcuzzo hervor. Das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen in Nazareth sei Teil des Erbes dieser Stadt. Wenn dieses gefährdet werde, "droht Schaden für ganz Israel".

Die islamistischen Agitatoren in Nazareth reagierten auf den am 10. Jänner verfügten Baustopp mit Demonstrationen und wachsender Polemik. Wurde das Moschee-Projekt zunächst von auswärtigen Fundamentalisten gepusht, haben sie inzwischen breite Solidarität unter gemäßigten Muslimen der Stadt gefunden.

Kathpress
22. januar 2002

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