Jerusalem, 12.2.02 (KAP) Die Christen im Heiligen Land haben die israelische Regierung zu einer raschen und endgültigen Entscheidung im Streit um den Neubau einer Moschee in Nazareth aufgefordert. Die Behörden sollten den vorläufigen Baustopp für das islamische Gebetshaus unmittelbar vor der christlichen Verkündigungs-Basilika definitiv machen und die erteilten Baugenehmigungen vollständig zurücknehmen, forderte eine Delegation führender Repräsentanten der christlichen Kirchen am Montag bei einem Treffen mit dem interministeriellen Komitee.
Nur eine rasche Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung könnte den Christen Sicherheit geben und "den langen Albtraum beenden", betonte der Sprecher der Franziskaner-Kustodie im Heiligen Land, P. David Jaeger, am Dienstag gegenüber dem vatikanischen Missions-Pressedienst "Fides". In den vergangenen Tagen hätten islamische Fundamentalisten die an das besetzte Moscheen-Gelände anschließende Zugangsstraße zur Basilika blockiert und Christen beschimpft und beleidigt.
Die Christen-Delegation bei dem als "herzlich" bezeichneten Gespräch wurde vom Apostolischen Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, angeführt. Neben P. Jaeger gehörte ihr auch der evangelikale Geistliche Charles Kopp an.
In dem seit 1998 schwelenden Streit um eine Moschee unmittelbar vor der Verkündigungskirche hatte die Regierung unter Ministerpräsident Ariel Sharon am 9. Jänner einen Stopp der bereits begonnenen Bauarbeiten verfügt. Eine interministerielle Kommission sollte bis zum 23. Jänner einen Vorschlag unterbreiten, verschob den Termin jedoch. Unterdessen war es wiederholt zu großen islamistischen Demonstrationen gegen den Baustopp, gegen Israel, gegen die Kirche und den Vatikan gekommen.
Das Bauverbot hat unter den Muslimen von Nazareth, die dem von auswärtigen Fundamentalisten forcierten Moschee-Projekt zunächst meist reserviert gegenüber standen, eine breite Solidarisierung ausgelöst.
Kathpress
12. februar 2002