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Publisert 18. mars 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

Christliche Palästinenserin und Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser übt bei Österreich-Besuch heftige Kritik an israelischer Politik: "Besatzung ist höchste Stufe des Terrors"

Wien, 15.3.02 (KAP) "Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden": Auf diesen Nenner bringt die christliche Palästinenserin und Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser die Lage im Heiligen Land und der dortigen Eskalation der Gewalt in den vergangenen Wochen. Und von Gerechtigkeit ist man nach Ansicht der Ökologie-Professorin aus Birzeit nahe Jerusalem noch meilenweit entfernt: Palästinenser würden in vieler Hinsicht systematisch benachteiligt und entrechtet, die Besatzung der Palästinensergebiete durch das israelische Militär wertete Farhat-Naser bei einem Pressegespräch in Wien als "höchste Stufe des Terrors". Die Mitgründerin des 1994 gegründeten "Jerusalem Center of Women", die sich vor der laufenden zweiten Intifada um Annäherung und Verständigung zwischen den Bewohnerinnen der Krisenregion eingesetzt hatte, hält sich derzeit auf Einladung von "CSI-Österreich" in Wien auf; die Menschenrechtsorganisation stellte die dramatische Situation der Christen im Heiligen Land in den Mittelpunkt ihres diesjährigen Schweigemarsches, der am Freitagnachmittag von der Wiener Oper zum Stephansdom führte.

Der Friedensprozess in Israel unter dem Titel "Land für Frieden" hat laut Farhat-Naser "versagt". Es habe sich gezeigt, dass die israelische Regierung so wenig Land wie möglich abtreten wolle und im Gegenteil mit ihrer Siedlungspolitik weiter den Weg "illegaler Landaneignung" beschreite. Zuletzt seien Palästinenser durch rigide Straßensperren gezielt in ihren Dörfern isoliert worden, der Weg zur Arbeit werde für viele zum Spießrutenlauf - auch für die Wissenschaftlerin, die in Deutschland studiert hat. Immer wieder habe sie erleben müssen, wie erniedrigend und gewalttätig israelische Soldaten mit ihren Landsleuten umgehen. Die Behinderungen an Mobilität bedingen nach den Worten Farhat-Nasers auch die enorm hohe Arbeitslosigkeit von rund 70 Prozent unter der palästinensischen Bevölkerung.

Benachteiligung sogar beim Wasserverbrauch

Sogar Grundgüter wie das Wasser sind in Israel ein politischer Faktor und eine Instrument der Benachteiligung der Palästinenser, so die Friedensaktivistin. Für Wasser, das aus der Westbank stamme, müssten Palästinenser ein Vielfaches von dem bezahlen, was Israelis entrichten. Zugleich sei ihr Verbrauch des kostbaren Gutes streng kontingentiert: Als Palästinenserin stünden ihr 34 Liter pro Tag zur Verfügung, israelischen Bürgern dagegen 220 Liter und Siedlern gar 330 Liter, erzählte Farhat-Naser. Mit Verbitterung würden ihre Landsleute Swimmingpools und bewässerte Rasenflächen auf israelischen Grundstücken zur Kenntnis nehmen.

Farhat-Naser kritisierte die verzerrte Darstellung des aktuellen Konfliktes in vielen westlichen Medien: Die Israelis würden nur auf die Gewalt reagieren, die von den Palästinensern entfacht worden sei. Dies diene nur der Rechtfertigung der "Kriegsverbrechen", die der Armee Israels anzulasten seien: Militärs hätten jüngst zivile Häuser, Einrichtungen und sogar Wasserleitungen zerstört, Vertreibungen in großem Stil betrieben, Gefangene genommen und nachweislich sogar gefoltert. Die palästinensische Seite hat sich laut Farhat-Naser nichts Vergleichbares zu Schulden kommen lassen.

Einen Ausweg aus diesem Kreislauf sieht die Friedensaktivistin nur in einem Ende der Besatzung und einem autonomen Staat für die Palästinenser. Erst dann könne der Weg des Dialogs wieder mit Erfolgsaussichten beschritten werden und eine friedliche Koexistenz zwischen Israel und seinen Nachbarn ins Auge gefasst werden.

Kathpress
15. mars 2002

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