Schule des lateinischen Patriarchats in Gaza war am 11. März von drei Geschossen getroffen worden - Propst Fürnsinn: "Himmelschreiende Brutalität" - EU-Abgeordnete Stenzel und Einem äußern Betroffenheit
Wien-Brüssel, 20.3.02 (KAP) Österreichische Kirchenvertreter und Politiker haben sich empört über die Zerstörung einer aus heimischen Spendengeldern mitfinanzierten Schule in Gaza gezeigt. Der Großprior der österreichischen Ritter vom Heiligen Grab, Propst Maximilian Fürnsinn von Stift Herzogenburg, prangerte am Mittwoch das "brutale Vorgehen des israelischen Militärs, das auf die palästinensische Zivilbevölkerung keine Rücksicht nimmt", an. "Diese Brutalität ist himmelschreiend, sie macht auch vor Kindern nicht halt", hob Fürnsinn in einem am Mittwoch in Wien veröffentlichten Protestschreiben an die israelische Botschaft hervor. Vom israelischen Staat werde Wiedergutmachung gefordert, unterstrich der Großprior. Fürnsinn bezog sich auf den am 11. März erfolgten israelischen Raketenangriff gegen den von den Grabesrittern unterstützen Kindergarten und die Schule in Gaza.
Seit mehreren Jahrzehnten unterstützt der "Ritterorden vom heiligen Grabe zu Jerusalem" mit Spenden, die zu einem großen Teil aus Österreich stammen, den Bau und den Betrieb des Kindergartens und der Schule in der katholischen Pfarre in Gaza. Das Schulzentrum gilt als Muster-Beispiel einer friedlichen Koexistenz von Christen und Muslimen. Etwa 1.000 Schülerinnen und Schüler besuchen jedes Jahr die Unterrichtsstätte, die einen ausgezeichneten Ruf hat. Nur rund 20 Prozent der Schüler sind Christen. Zu dem Schul- und Sozialzentrum gehören ein Kindergarten, der bei dem Angriff zur Gänze zerstört wurde, eine Volksschule, eine Höhere Schule, ein Heim für behinderte Kinder sowie ein Pensionistenheim.
Israelische Kampfhubschrauber hatten am 11. März drei Raketen auf das Schulzentrum abgefeuert. Die israelischen Sicherheitskräfte vermuteten, dass es sich bei den Zielen um Metall-Werkstätten zum Bau von Waffen, Mörsern und Kurzstreckenraketen des Typs Kassam-2 gehandelt hatte. Das durch die Raketen ausgelöste Feuer wütete im Kindergarten, in zwei Stockwerken der Schule und richtete großen Schaden an.
Sabbah: Regierung Sharon auf "falschem Weg"
Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, erklärte, dass "Frieden und Sicherheit der Israelis vom Frieden und der Sicherheit der Palästinenser abhängen". Die Regierung von Ariel Sharon habe sich auf einen "falschen Weg" begeben, indem sie Methoden anwende, "die mitnichten zum Frieden führen und auch den Israelis keine Sicherheit garantieren."
ÖVP-Europaabgeordnete Ursula Stenzel bezeichnete die teilweise Zerstörung der Schule durch die israelische Armee am Mittwoch als "völlig unverständlich". Der stellvertretende SPÖ-Klubobmann Europasprecher Caspar Einem, zeigte sich "erschüttert" über den israelischen Raketenangriff auf die Einrichtung des lateinischen Patriarchats.
Die Zerstörung sei "auf das Schärfste zu verurteilen", so Stenzel. Es habe keine Einrichtungen in der Nähe der Schule gegeben, die "Stützpunkte radikaler islamischer Terrororganisationen" gewesen sein könnten. Sie habe - so Stenzel - den Vorfall dem Außenpolitischen Ausschuss des Europaparlaments zur Kenntnis gebracht. Dort sei er "massiv kritisiert" worden.
Caspar Einem bezeichnete diesen Angriff der israelischen Arme als "politischen Vandalenakt". Das mit beträchtlichen österreichischen Mitteln unterstützte Schulzentrum sei ein Musterbeispiel für das friedliche Zusammenleben von Schülern unterschiedlicher Konfession. Einem verlangte von der israelischen Regierung eine Erklärung für diesen Akt der Zerstörung, dessen Sinn "in keinster Weise nachvollziehbar" sei. Zumindest der große materielle Schaden müsse durch Israel wieder gut gemacht werden.
Kathpress
20. mars 2002