Jerusalem, 2.4.02 (KAP) Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, hat im Gespräch mit dem US-TV-Sender CNN den Tod des 45-jährigen Priesters Jacques Assad dementiert; palästinensische Quellen hatten behauptet, der Salesianerpater sei von israelischen Soldaten erschossen worden. Assad sei wohlauf und lebe, so Sambi am Dienstagabend. Auch ein israelischer Militärsprecher hatte den Tod des Priesters dementiert.
Italienische Journalisten, die über das Geschehen berichten wollten, mussten sich im Kugelhagel in die Geburtskirche flüchten. Die Straßen und Plätze, wo fast genau zwei Jahre zuvor der Papst als Prediger des Friedens und der Versöhnung bejubelt wurde, sind zum Kriegsschauplatz geworden, auch Gotteshäuser und kirchliche Gebäude wurden beschädigt.
Hanna Nasser, Bürgermeister der Stadt im Süden von Jerusalem, die zu den wenigen Hochburgen der inzwischen stark ausgedünnten christlichen Präsenz im Heiligen Land zählt, hatte am Samstag einen dramatischen Hilferuf an den Papst, an UN-Generalsekretär Kofi Annan sowie einige Staatsoberhäupter gerichtet. Umgehend hatte Johannes Paul II. mit seinem dramatischen öffentlichen Aufruf vom Ostermontag auf das Schreiben des christlichen Politikers reagiert; in dem Aufruf sprach der Papst davon, dass sich die Geburtsstadt Jesu in großer Gefahr befinde. Wenig später begann das Bombardement, und dann rollten die Panzer.
Mit dem Angriff auf den weltweit bekannten Symbolort Bethlehem, in dessen Zentrum und Vororten mehrere Zehntausend christliche Palästinenser leben, rückt die Lage dieser oft wenig beachteten Minderheit im Nahen Osten ins Zentrum des weltweiten Medieninteresses. Die palästinensischen Christen leiden, obwohl sie an den Terror-Kampagnen der islamistischen Selbstmordattentäter nicht beteiligt sind, an den Folgen des Krieges ebenso wie ihre muslimischen Landsleute.
Erzbischof Sambi erklärte unlängst gegenüber Radio Vatikan, er sei besorgt, dass der Konflikt zu einer Art Flächenbrand "explodieren" könne. In diesem Stadium der Eskalation der Gewalt verstärkt nun der Papst seine Appelle für ein internationales Eingreifen, um eine Ausweitung des Konflikts auf den gesamten Nahen Osten zu verhindern.
Kathpress
2. april 2002