Friedensappelle und Diplomatie sollen den Krieg aufhalten
"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel
Vatikanstadt, 3.4.02 (KAP) Nur einen Tag, nachdem Papst Johannes Paul II. die Christen in aller Welt zum Gebet für die Bewohner von Bethlehem aufgerufen hatte, zog der Krieg auch in die Geburtsstadt Jesu ein. Unter den Opfern der israelischen Angriffe mit Bomben und Panzern sind auch nicht wenige Christen. Italienische Journalisten, die über das Geschehen berichten wollten, mussten sich im Kugelhagel in die Geburtskirche flüchten. Die Straßen und Plätze, wo fast genau zwei Jahre zuvor der Papst als Prediger des Friedens und der Versöhnung bejubelt wurde, sind zum Kriegsschauplatz geworden, auch Gotteshäuser und kirchliche Gebäude wurden beschädigt.
Mit dem Angriff auf den weltweit bekannten Symbolort Bethlehem rückt die Lage der Christen im Nahen Osten ins Zentrum des weltweiten Medieninteresses. Die palästinensischen Christen leiden, obwohl sie an den Terror-Kampagnen der islamistischen Selbstmordattentäter nicht beteiligt sind, an den Folgen des Krieges ebenso wie ihre muslimischen Landsleute.
Die Anwesenheit der überwiegend arabischen christlichen Minderheit im Heiligen Land ist neben der historischen und religiösen Bedeutung der Heiligen Stätten des Christentums der Hauptgrund, warum der Vatikan seit Jahrzehnten die Entwicklung im Nahen Osten mit besonderem Interesse verfolgt und auf dem gefährlichen Parkett des Nahen Ostens seit jeher besonders aktiv ist. Mit Arafat pflegt Papst Johannes Paul II. bereits seit den achtziger Jahren immer wieder einen lebhaften Meinungsaustausch. Doch erst seit 1994, dem Jahr, in dem der Vatikan diplomatische Beziehungen zu Israel aufnahm, kann der Papst sein ganzes moralisches und politisches Gewicht in die Waagschale werfen, um für einen Frieden auf der Basis des gegenseitigen Respekts der beiden verfeindeten Völker zu werben.
Zwar findet er im Lärm des Krieges derzeit weniger Gehör als noch vor zwei Jahren, als er sich beim Besuch im Heiligen Land bei Palästinensern und Israelis hohen Respekt erwarb. Und im Gegensatz zu den USA verfügt er auch nicht über militärische oder wirtschaftliche Druckmittel zur Durchsetzung seiner politischen Ziele. Dennoch hat sich der Papst nicht davon ab bringen lassen, in den vergangenen Monaten immer wieder unbeirrt seine Position kundzutun. Dazu zählt neben dem Recht Israels auf einen sicheren Staat die Forderung nach einem Recht der Palästinenser auf ein Heimatland, und seit einigen Monaten benutzt der Papst auch die Formel vom Nebeneinander zweier Staaten im Heiligen Land. Ein weiterer Kernpunkt in der vatikanischen Nahost-Politik ist eine internationaler Garantie für die Heiligen Stätten von Juden, Christen und Muslimen.
Der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, erklärte unlängst gegenüber Radio Vatikan, er sei besorgt, dass der Konflikt zu einer Art Flächenbrand "explodieren" könne. In diesem Stadium der Eskalation der Gewalt verstärkt nun der Papst seine Appelle für ein internationales Eingreifen, um eine Ausweitung des Konflikts auf den gesamten Nahen Osten zu verhindern.
Kathpress
3. april 2002