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Publisert 7. april 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

Der Palästinenser-Krieg bedroht die jüdisch-katholische Aussöhnung

"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Vatikanstadt, 6.4.02 (KAP) "Der Vatikan zeigt sein wahres Gesicht, und das ist der Antisemitismus!" Der wütende Ausruf von Angelo Sermoneta, Vorsitzender des jüdischen "Vereins '48" in Rom, bringt ein Gefühl auf den Punkt, das derzeit in der großen Synagoge am Tiber die Runde macht. Im Zentrum der Kritik: die Kommentare des "Osservatore Romano" über Israels Vorgehen in den Palästinensergebieten.

Auch wenn solche Stimmen für die jüdische Gemeinde am Tiber nicht repräsentativ sind, zeigen sie doch an, dass die mühsam erreichte Aussöhnung zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum gefährdet ist. Erst vor zwei Jahren hatten die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel ihren glanzvollen Höhepunkt erreicht, als Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch im Heiligen Land mit wohl abgewogenen Worten und Gesten Juden und Muslime gleichermaßen beeindruckte. Der Besuch des Papstes an der Klagemauer wurde damals als Krönung eines langen Prozesses empfunden, der mit dem Zweiten Vaticanum begonnen hatte. Der polnische Papst, der in seiner Jugend viele jüdische Freunde im Holocaust verlor, hatte diese Entwicklung durch seinen Besuch in der römischen Synagoge im Jahr 1986 und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel im Jahr 1994 kraftvoll vorangebracht.

Doch seit dem 3. September des Jahres 2000, als Pius IX. (1792-1878) selig gesprochen wurde, nehmen die atmosphärischen Störungen wieder zu. Denn Pius IX. war noch tief im katholischen Antijudaismus seiner Zeit verwurzelt und gilt unter den Juden bis heute als der "Papst, der das Ghetto wieder errichtete". Als dann im Heiligen Land die zweite Intifada losbrach, verlor das Verhältnis zwischen Heiligem Stuhl und Israel an einer zweiten Stelle seinen Glanz.

Die Ursache ist banal: Die große Mehrheit der Katholiken im Heiligen Land sind Palästinenser, und auch viele kirchliche Führer dieser Minderheit - etwa der lateinische Patriarch Michel Sabbah - sind es. Im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern bilden sie nicht eine neutrale, dritte Kraft, sondern stehen objektiv auf der Seite der wirtschaftlich und militärisch unterlegenen Palästinenser, obwohl sie mit den Selbstmordanschlägen der radikalen Muslime nicht das Geringste zu tun haben. Besonders augenfällig wurde diese Rollenverteilung beim Einmarsch der Panzer nach Bethlehem, das bis heute als christliche Hochburg gilt.

Es war daher nicht verwunderlich, dass der Vatikan bei seinen jüngsten Äußerungen zum Konflikt die "Erniedrigung" des palästinensischen Volkes scharf verurteilte. Mitunter wurden dabei, vor allem in der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano", auch Worte gewählt, die auf jüdischer Seite Verstimmung auslösen mussten. Einmal hieß es dort sogar, die "Aggression" gegen die Palästinenser werde jetzt zur "Vernichtung". Und als unlängst der vatikanische Außenminister, Erzbischof Jean-Louis Tauran, angesichts der Zuspitzung in Bethlehem den Botschafter Israels beim Heiligen Stuhl, Yosef Lamdan, formell "einbestellte", wurde gleichzeitig ein Vertreter der Arabischen Liga im Vatikan "empfangen".

Trotz dieser undiplomatischen Spitzen versichert Lamdan, das Verhältnis zwischen Israel und dem Vatikan sei "gut und eng". Offenbar ist es noch nicht zu spät, eine Ausweitung der atmosphärischen Störungen zu einer echten Krise zu verhindern. Im Heiligen Land müssten die israelische Truppen klar davon Abstand nehmen, christliche Stätten anzugreifen - was die militärischen Kommandostellen bisher auch immer versichert haben. Und auf der Gegenseite kann auch der Vatikan einiges tun, um die bedrohten Beziehungen zu konsolidieren - etwa durch eine scharfe Verurteilung des in Westeuropa grassierenden "neuen Antisemitismus" zum richtigen Zeitpunkt.

Kathpress
6. april 2002

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