Widersprüchliche Meldungen über Lage in der Geburtskirche
Rom-Jerusalem, 7.4.02 (KAP) Die Lage in der von rund 200 palästinensischen Milizionären besetzten Geburtsbasilika von Bethlehem und den angrenzenden kirchlichen Gebäuden hat sich am Wochenende weiter zugespitzt. Vier gesundheitlich angeschlagene Franziskaner sowie zwei orthodoxe Mönche und drei Kirchenangestellte konnten am Freitag und am Samstag den Gebäudekomplex verlassen. Derzeit befinden sich noch mehr als 30 katholische sowie sieben orthodoxe und zehn armenische Mönche in dem Gebäudekomplex. Nach israelischen Angaben werden sie von den bewaffneten Palästinensern als Geiseln benutzt.
Die Lage um die Geburtskirche spitzte sich am Samstag zu, nachdem einer der Franziskanerpatres beim Öffnen seiner Klosterzelle von Unbekannten beschossen wurde. Der derzeit in Rom befindliche Sprecher der Franziskaner-Kustodie im Heiligen Land, P. David Jaeger, wertete den Vorfall als "äußerst schwerwiegend". Der Vorfall ziehe die Glaubwürdigkeit der israelischen Zusagen in Zweifel, wonach weder der Konvent noch die Kirche angegriffen würden, betonte Jaeger. Ein Armeesprecher dementierte daraufhin, dass ein israelischer Soldat die Schüsse abgefeuert habe.
In Rom, wo Papst Johannes Paul II. für Sonntag zu einem weltweiten Gebetstag für den Frieden aufgerufen hatte, verdichteten sich am Samstag Spekulationen, dass der Heilige Stuhl sowie die christlichen Kirchen im Heiligen Land versuchten, eine Lösung für die verfahrene Lage in der Geburtskirche zu finden. Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls dementierte am Samstagabend Medienberichte, wonach der Vatikan Israelis und Palästinensern einen eigenen Plan vorgelegt habe. Er bestätigte jedoch, dass der Vatikan-Vertreter im Heiligen Land, Erzbischof Pietro Sambi, sich für die Betroffenen einsetze.
In Assisi organisierten die Franziskaner in der Nacht zum Sonntag eine Gebetswache am Grab des Heiligen Franziskus. Aus diesem Anlass blieb die Krypta unter der Unterkirche der Basilika San Francesco die ganze Nacht über geöffnet. Zahlreiche Menschen kamen zu der nächtlichen Feier, um für das Heil der Ordensleute in Bethlehem und für den Frieden im Heiligen Land zu beten. Zu Beginn der Veranstaltung wurde die Öllampe entzündet, die Papst Johannes Paul II. beim Weltgebetstreffen für den Frieden am 24. Jänner in Assisi gestiftet hatte.
Kathpress
7. april 2002