Kritik an Israel und Palästinensern - Unversehrtheit der Geburtskirche hat für Vatikan "absolute Priorität"
Vatikanstadt, 8.4.02 (KAP) Der Heilige Stuhl hat Israel zur Respektierung des geschützten Status der Geburtskirche in Bethlehem aufgefordert und zugleich die Anwesenheit bewaffneter Palästinenser in dem Gotteshaus verurteilt. In einem am frühen Montagnachmittag verbreiteten Kommunique erklärte Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls, die Tatsache, dass sich bewaffnete Kämpfer in der Basilika in Bethlehem aufhielten, stelle ein Ereignis ohne Gleichen in der Jahrhunderte langen Geschichte der Heiligen Stätten dar.
Es sei daran zu erinnern, dass sowohl der Grundlagenvertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel aus dem Jahr 1993 als auch der Basisvertrag mit den Palästinensischen Autonomiebehörden Bestimmungen enthielten, die eine Respektierung des "Status quo" der Heiligen Stätten garantierten.
Navarro erklärte, der vatikanische Außenminister, Erzbischof Jean-Louis Tauran, und der Apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Pietro Sambi, hätten die israelischen Stellen daran erinnert, dass der Heilige Stuhl die Respektierung dieses Status als eine Angelegenheit von "absoluter Priorität" ansehe. Falls sich die jüngsten Nachrichten aus Bethlehem bestätigen sollten - gemeint waren offenbar die Meldungen über einen Beschuss der Geburtskirche durch israelische Truppen vom Montagmorgen - werde dies zu einer "Verschlimmerung der bereits dramatischen Lage" führen.
Navarro betonte, der Vatikan verfolge die Situation in Bethlehem mit "äußerster Aufmerksamkeit" und prüfe den Wahrheitsgehalt der von dort kommenden Berichte über die jüngsten Ereignisse.
Israelische Minister treffen Kirchenführer
Für Montagabend war ein "Gipfelgespräch" zwischen Vizeaußenminister Michael Melchior, dem stellvertretenden israelischen Verteidigungsminister Dalya Rabin, und den Repräsentanten der 13 christlichen Kirchen im Heiligen Land vorgesehen. Dies teilte der Ordinariatskanzler des Lateinischen Patriarchats, Raed Abusahlia, der Missionsnachrichtenagentur "Misna" mit. An der Begegnung wird auch Nuntius Sambi in seiner Eigenschaft als Apostolischer Delegat im Heiligen Land; ebenso ist die Teilnahme des lateinischen Patriarchen Michel Sabbah und des Franziskaner-Kustos P. Giovanni Battistelli vorgesehen.
Am Montagmorgen hatten die Repräsentanten der 13 Kirchen versucht, Bethlehem zu besuchen. Sie waren aber am Check-Point Tantur an der Grenze zwischen Jerusalem und Bethlehem von israelischen Soldaten an der Weiterfahrt gehindert worden. Israelische Offiziere hätten betont, die könnten nicht für die Sicherheit der Kirchenleute garantieren, berichtete Abusahlia.
Kathpress
8. april 2002