Brüssel, 11.4.02 (KAP) EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hat Israel aufgefordert, die Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem zu beenden. Die Situation sei unmenschlich und dürfe nicht länger andauern, sagte Prodi am Donnerstag in Brüssel nach einem Telefonat mit den Franziskanern in Bethlehem. Prodi beklagte, die in der Kirche eingeschlossenen Palästinenser und christlichen Ordensleute hätten kaum noch zu essen, Wasser und Medikamente; Menschen stürben, weil sie nicht im Krankenhaus versorgt werden könnten. Prodi appellierte an die israelische Regierung, das "internationale humanitäre Recht" zu respektieren und die notwendige Hilfe für diejenigen zuzulassen, "die sie nötig haben". Das EU-Büro für humanitäre Hilfe stehe bereit, um die notwendigen Maßnahmen durchzuführen, so der Kommissionspräsident.
Zugleich betonte Prodi, die Sicherheit des Staates Israel müsse "im Namen der Prinzipien unserer Demokratie" auch in Zeiten von Meinungsverschiedenheiten unterstützt und gewährleistet werden. Dieselben Prinzipien verpflichteten die Gemeinschaft allerdings moralisch, sich "bis zum Äußersten" ebenso für das "Existenzrecht" der Palästinensischen Autonomiebehörde einzusetzen, die in diesen Tagen "unmittelbar von der Vernichtung bedroht ist", so Prodi wörtlich. Der Kommissionspräsident reagierte damit auf eine Forderung des Europäischen Parlaments, das Kooperationsabkommen mit Israel aufzukündigen. Für eine solche Maßnahme wäre die Zustimmung aller 15 EU-Mitgliedsstaaten notwendig.
Kathpress
11. april 2002