Hopp til hovedinnhold
Publisert 14. april 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

In der Geburtsbasilika verschanzte Palästinenser sollen sich einer britischen Polizeieinheit ergeben

Jerusalem, 12.4.02 (KAP) Der Auszug der bewaffneten Palästinenser aus der von der israelischen Armee belagerten Geburtskirche in Bethlehem könnte auf der Basis eines am Freitag bekannt gewordenen britischen Vermittlungsplans erfolgen. Das berichtete der Onlinedienst der israelischen Tageszeitung "Haaretz". Demnach wären die Palästinenser, die sich seit zehn Tagen in der Kirche verschanzt haben, bereit, sich einer britischen Polizeieinheit zu ergeben.

Wie es weiter heißt, wäre Israel unter einer Bedingung bereit, dem britischen Plan zuzustimmen: Es müsse ein israelischer Gerichtsprozess für die 30 auf der "Terroristen-Liste" stehenden palästinensischen Milizionäre stattfinden, die sich in der Kirche verschanzt haben.

Der Sprecher der israelischen Armee, Brigadegeneral Ron Kidney, erklärte gegenüber "Haaretz", er hoffe, die beteiligten Seiten könnten "eine allseits akzeptable Lösung" aushandeln. Dann wäre es "nicht mehr notwendig, dass die Schießereien um die Kirche weitergehen".

Am Donnerstagnachmittag waren mehrere Geschoße in das Franziskanerkloster an der Geburtskirche eingeschlagen. Wie P. Ibrahim Faltas im Gespräch mit dem Missionsnachrichtendienst "Misna" berichtete, seien die Schüsse auf verschiedene Bereiche des Klostergebäudes abgegeben worden. Wer die Schüsse abgegeben hat, habe man noch nicht feststellen können. Mindestens vier Fenster des Pilgerhauses "Casa Nova" der Franziskaner seien zu Bruch gegangen.

In der "Casa Nova", die baulich mit dem eigentlichen Franziskanerkloster verbunden ist, sind mittlerweile Angehörige von israelischen Spezialeinheiten verbarrikadiert. Das Gästehaus wird von Israel - im Unterschied zum Franziskanerorden - nicht als Teil der zur Geburtskirche gehörenden Anlage betrachtet.

Die Franziskaner wollen von der israelischen Armee den ungehinderten Zugang zur "Casa Nova" garantiert bekommen, weil es dort - im Unterschied zum Kloster - Strom und Wasser gibt. Die Armee verweigerte dies bisher. Andere Stimmen erklären, die Armee wolle mit der Absperrung von Strom und Wasser im Kloster die Franziskaner zwingen, ins Gästehaus zu übersiedeln, womit für die Armee grünes Licht für die Erstürmung der Basilika hätte. In der Kirche haben sich seit dem 2. April mehr als 200 bewaffnete Palästinenser verschanzt, deren Kapitulation von Israel verlangt wird.

Jüdische Gemeinden um Hilfe gebeten

Nach erfolglosen Interventionen bei der israelischen Regierung bat die Franziskaner-Kustodie des Heiligen Landes die jüdischen Gemeinden in aller Welt um Unterstützung für ihre eingeschlossenen Mitbrüder in Bethlehem. Die "älteren Brüder" mögen sich dafür einsetzen, dass die im Konvent neben der Geburtskirche lebenden Ordensleute wieder Strom und Wasser bekommen, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Appell.

P. David Jaeger, der Sprecher der Franziskaner des Heiligen Lande, verwies auf die "große Sympathie zwischen den Juden und der franziskanischen Familie". Zugleich erinnerte er an den "Heroismus", mit dem sein Orden viele verfolgte Juden gerade in der mittelitalienischen Franziskus-Stadt Assisi vor der SS gerettet habe. "Heute bitten wir euch um Hilfe", so Jaeger.

Rundfunk: Palästinenser sollen abgeschoben werden

Zwischen den in der Bethlehemer Geburtskirche eingeschlossenen Palästinensern und der israelischen Armee zeichnet sich laut israelischen Rundfunkberichten eine Lösung ab. Demnach hätten sich am Freitagmittag beide Seiten darauf geeinigt, dass die Bewaffneten unter den rund 200 in der Kirche befindlichen Palästinensern "für immer" ins Ausland abgeschoben werden sollen.

Der Vorschlag sei auch US-Außenminister Colin Powell vorgelegt worden; eine Zustimmung von Palästinenserpräsident Yassir Arafat stehe noch aus. Ursprünglich hatte Israel gefordert, dass die Männer, unter denen sich 30 von Israel gesuchte "Terroristen" befinden sollen, an die israelischen Behörden ausgeliefert werden.

Franziskaner fordern humanitäre Intervention

"Eine weitere Nacht in Angst und Schrecken" haben die Franziskaner in ihrem Konvent neben der Geburtskirche von Bethlehem hinter sich. Alle Bemühungen bei militärischen wie zivilen israelischen Stellen, die eingeschlossenen Ordensleute wieder mit Wasser und Strom zu versorgen, seien ergebnislos geblieben, berichtete Ordenssprecher P. David Jaeger am Freitag im Gespräch mit dem vatikanischen Pressedienst "Fides".

Selbst Kontakte auf privater Schiene hätten nichts gebracht, so Jaeger, der als Sohn orthodoxer Juden in Israel aufwuchs, bevor der zum Christentum konvertierte und Franziskaner wurde: "Die Lösung des Gesamtproblems hängt natürlich von beiden Seiten ab, die Zufuhr von Wasser und Strom liegt jedoch in Händen der Israelis".

Der Generalobere der Franziskaner, P. Giacomo Bini, betonte in einer Drei-Punkte-Erklärung, dass seine Ordensbrüder sich nicht als Geiseln betrachteten, sondern dass sie freiwillig im Gebäude-Komplex rund um die Geburtskirche verharrten. Ausdrücklich verurteilte Bini jeden Akt der Gewalt - von allen Seiten. Allerdings forderte er einen Abzug für die Palästinenser aus der Geburtskirche und Garantien für ihr Leben - "um eine humanitäre Katastrophe und sinnloses Blutvergießen zu vermeiden, das weiteren Hass zwischen den Konfliktparteien nur noch fördern würde". Eine solche Lösung könnte die Chance für einen Dialog eröffnen und endlich zu einem zivilen Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinenser führen.

"Assisi underground"

Der am Freitag veröffentlicht Appell der Franziskaner an die jüdischen Gemeinden in aller Welt spielt auf ein wenig bekanntes Kapitel aus der deutschen Besatzungszeit in Italien 1943/44 an. Damals hatten die Franziskaner von Assisi zusammen mit Bischof Placido Nicolini und seinem Sekretär Aldo Brunacci Hunderte von Juden in den Konventen der Umgebung versteckt oder ihnen die Flucht ermöglicht. Der darüber 1985 gedrehte Film "Assisi underground" überzeichnete den Einsatz der Ordensleute etwas, trifft aber den historischen Kern. Die beiden Geistlichen wurden dafür später von Israel als "Gerechte der Völker" geehrt.

Kathpress
12. april 2002

Mer om: