Jerusalem, 14.4.02 (KAP) Israels Ministerpräsident Ariel Sharon hat bekräftigt, dass sich unter den in der Geburtskirche in Bethlehem eingeschlossenen Palästinensern "Drahtzieher des Terrors" und von Israel gesuchte Mörder befinden. Bei der Kabinettssitzung am Sonntag stellte er die eingeschlossenen Palästinenser erneut vor die Alternative, sie müssten sich entscheiden, ob sie sich in Israel vor ein Gericht stellen lassen wollten oder aber "für immer" ins Ausland abgeschoben würden.
Der Ministerpräsident lehnte damit verschiedene Kompromissvorschläge der Kirchen und des Vatikans ab. Christliche Kirchenführer im Heiligen Land hatten am Wochenende gefordert, die Waffen der Eingeschlossenen durch Vertreter der Autonomiebehörde einsammeln zu lassen und den palästinensischen Kämpfern "freies Geleit" anzubieten, damit sie in ihre Heime zurückkehren könnten.
Der israelische Rundfunk bestätigte unterdessen, dass ein "bewaffneter Palästinenser" im Bereich der Geburtskirche erschossen worden sei. Die israelischen Scharfschützen hätten die Genehmigung, auch in Richtung Geburtskirche zu schießen, sobald sie "einwandfrei" einen "bewaffneten Mann" identifizieren könnten.
Israelis erlauben Versorgung für kranken Franziskaner
Das israelische Militär hat gestattet, einem schwer kranken Franziskanerpater in der belagerten Geburtskirche von Bethlehem die notwendigen Medikamente zu beschaffen. Das bestätigte ein Sprecher der Franziskaner in Jerusalem. Zuvor hatten die eingeschlossenen Patres Alarm geschlagen, weil dem an Diabetes leidenden Franziskanerpater Johannes Simon - einem deutschen Staatsbürger - die lebensnotwendigen Medikamente ausgegangen waren und die Israelis zunächst die Genehmigung verweigerten, neue zu beschaffen. "Sie haben soeben erlaubt, die Medikamente im Baby-Hospital der Caritas in Bethlehem abzuholen", bestätigte der Franziskaner-Sprecher. Allerdings hätten die Patres die ihnen angebotenen Lebensmittel abgelehnt, fügte er hinzu. "Entweder Lebensmittel für alle oder für niemanden", so die Franziskaner zur angebotenen Sonderbehandlung. Im Komplex um die Geburtskirche sind seit 13 Tagen rund 40 Ordensleute und 200 teilweise bewaffnete Palästinenser eingeschlossen. Vermittlungsbemühungen sind bislang gescheitert.
Weiterhin gespannte Lage
Die Lage rund um die seit dem 2. April von israelischen Truppen belagerte Geburtskirche war auch am Wochenende gespannt geblieben. Einer der in dem verwinkelten Gebäudekomplex eingeschlossenen Palästinenser wurde erschossen, als er durch einen Innenhof zu einem anderen Gebäudeteil wechseln wollte. Nach Angaben der in ihrem Kloster an der Geburtskirche ausharrenden Franziskaner setzte die israelische Armee ihre psychologische Kriegsführung fort. So habe es im Umkreis der Gebäude immer wieder starke Explosionen gegeben. Mit Megafonen hätten die Israelis die Eingeschlossenen zum Aufgeben aufgefordert. Den Berichten zufolge wurde ein von den Israelis gestarteter Ballon, der mit einer Beobachtungskamera ausgestattet war, aus dem Inneren des Gebäudekomplexes abgeschossen.
Kathpress
14. april 2002