Dank für ihr christliches Zeugnis und Bitte um weiteres Ausharren
Vatikanstadt, 16.4.02 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat den in der Geburtskirche von Bethlehem eingeschlossenen Franziskanern telefonisch seine Solidarität bekundet. Er habe am Montagnachmittag mit Pater Ibrahim Faltas gesprochen, den Ordensleuten "für ihr christliches Zeugnis gedankt und ihnen seinen Segen in diesem besonders schwierigen Augenblick übermittelt", heißt es in einer Vatikan-Mitteilung vom Montagabend.
Der Papst habe sich nach dem Befinden der Ordensleute erkundigt und sie ermuntert, "weiterhin auszuharren und die Heiligen Stätten zu schützen", berichtete P. Faltas anschließend gegenüber dem Missionspressedienst "Misna".
Das Gespräch mit P. Faltas war während der Begegnung des Papstes mit dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Michel Sabbah, zustandegekommen. Der Papst habe seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass die Geburtsbasilika zum Schlachtfeld zwischen Palästinensern und Israelis werden könnte. Sichtlich bewegt, habe ihn Johannes Paul II. an einem bestimmten Punkt des Gesprächs gebeten, eine telefonische Verbindung mit P. Faltas herzustellen. "Ich habe die Handy-Nummer gewählt, der Papst hat P. Faltas begrüßt, ihn nach neuen Entwicklungen befragt und den Franziskanern für ihr Zeugnis des Friedens gedankt", berichtete der Patriarch.
Der Franziskaner-Kustos für das Heilige Land, P. Giovanni Battistelli, dankte im Namen des ganzen Ordens für diese Solidaritätsgeste des Papstes. Damit habe er den Auftrag der Franziskaner als "Wächter" der Heiligen Stätten im Heiligen Land in besonderer Weise bestätigt und die Mitbrüder in Bethlehem gestärkt, in ihrer Mission auszuharren.
Johannes Paul II. hatte vor gut zwei Jahren die Geburtskirche und den Franziskanerkonvent in Bethlehem besucht. Seit nunmehr zwei Wochen sind die Franziskaner mit rund 200 bewaffneten Palästinensern, unter denen die Israelis zahlreiche Terroristen vermuten, in der umzingelten Geburtskirche eingeschlossen.
"Gewalt der einen rechtfertigt nicht Gewalt der anderen"
Der Sprecher der Franziskaner des Heiligen Landes, P. David Jaeger, richtete in der Nacht zum Dienstag in der RAI-Sendung "Porta a Porta" einen leidenschaftlichen Appell an die israelische Armee, den völlig erschöpften Franziskanern in Bethlehem Zugang zu Wasser, Nahrung und Strom zu gewähren. P. Jaeger, der selbst jüdischer Herkunft ist, berichtete, er habe alle seine Verwandten und Bekannten gebeten, ihre Beziehungen zu hohen israelischen Regierungs- und Armeestellen spielen zu lassen, aber bisher sei alles umsonst gewesen.
Als "israelischer Bürger jüdischer Volkszugehörigkeit und katholischen Glaubens" richte er am israelischen Staatsgründungstag an die Verantwortlichen die flehentliche Bitte, rief P. Jaeger aus: "Seid großzügig und weitsichtig; willigt ein, dass wir Franziskaner unseren Brüdern im Katharinen-Konvent von Bethlehem zu Hilfe kommen können; sorgt dafür, dass die Auseinandersetzung um die Geburtsbasilika friedlich beendet wird".
P. Jaeger berichtete, dass die bewaffneten Palästinenser zunächst auf die Schlösser der geschlossenen Türen der Basilika und der Klöster geschossen hätten und dann mit Gewalt in den Kirchen- und Klosterkomplex eingedrungen seien. "Aber die Gewalt der einen rechtfertigt nicht die Gewalt der anderen", betonte der Franziskaner. P. Jaeger wies energisch den Vorwurf zurück, unter den in der Geburtskirche verbarrikadierten Palästinensern seien auch die beiden Mörder des israelischen Tourismusministers. Tatsächlich hielten sich die beiden gesuchten Terroristen im Büro Arafats in Ramallah auf.
Der Sprecher der Franziskaner des Heiligen Landes rief in Erinnerung, dass sich sowohl Israel als auch die Palästinensische Autonomiebehörde in feierlichen Verträgen mit dem Heiligen Stuhl zur Respektierung der christlichen Heiligen Stätten verpflichtet hätten. Dies gelte insbesondere auch für die Geburtsbasilika in Bethlehem.
Kathpress
16. april 2002