Zeithistorikerin aus Anlass des Unabhängigkeitstages "Jom Hazma'ut": Dass um Heiligtümer Krieg geführt wird, ist ganz schlimm"
Wien, 16.4.02 (KAP) "Mir blutet das Herz, weil ich Israel so geliebt habe": Das betonte die katholische Zeithistorikerin EM. Prof. Erika Weinzierl am Dienstag aus Anlass des israelischen Unabhängigkeitstages "Jom Hazma'ut" gegenüber "Kathpress". Weinzierl sagte, sie werde am Empfang des israelischen Geschäftsträgers in Österreich, Avraham Toledo, teilnehmen, jedoch "erstmals ist mein Gefühl dabei ein sehr unglückliches".
Bei der "sturen Haltung" beider Seiten im gegenwärtigen Konflikt, der vor allem durch den Tempelberg-Spaziergang des heutigen Ministerpräsidenten Ariel Sharon im Jahr 2000 provoziert worden sei, sehe sie "leider kein gutes Ende in absehbarer Zeit", so Weinzierl. Dass jetzt auch "um Heiligtümer" - um die Geburtskirche in Bethlehem - "Krieg geführt wird, ist ganz schlimm".
Die große Schuld der arabischen Staaten liegt nach Meinung Weinzierls wiederum darin, dass sie die Flüchtlinge von 1947/48 absichtlich nicht integrieren wollten. "Deutschland hat gleichzeitig elf Millionen Vertriebene integriert", erinnerte sie.
Der Unabhängigkeitstag, soll an die Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 erinnern. Einen Tag zuvor erinnern sich die Menschen während des "Jom Hasikaron" an die mehr als 20.000 gefallenen Soldaten. Der Gedenktag beginnt mit einer Sirene, während der das Leben im ganzen Land für zwei Minuten stillsteht. In den darauf folgenden Stunden des Volkstrauertags, der bei Sonnenuntergang endet, haben Cafés oder Restaurants geschlossen.
Umsomehr sollen sich die Israelis auf den Unabhängigkeitstag freuen, der direkt auf den "Jom Hasikaron" folgt. Da israelische Feiertage nach dem jüdischen (Mond-)Kalender berechnet werden, fällt der Beginn des "Jom Hazma'ut" in diesem Jahr auf Dienstag abend, 16. April.
In diesem Jahr werde allerdings "der traurigste Jom Hazma'ut" stattfinden, den Israel in seiner kurzen Geschichte erlebt habe, heißt es in den Zeitungen. Aus Angst vor palästinensischen Selbstmordattentaten haben fast alle Städte ihre Unabhängigkeitsfeiern abgesagt - auch aus Respekt vor den mehr als 400 Israelis, die seit Beginn der Intifada getötet wurden. Lediglich in Tel Aviv, Jerusalem und in Rishon-Le-Zion soll am 54. Unabhängigkeitstag nach Plan gefeiert werden.
Kathpress
16. april 2002