Zustimmung zu Verhandlungen über Lage in der Geburtskirche darf nicht weiter hinausgezögert werden
Florenz, 22.4.02 (KAP) Toskanische Bischöfe haben an Palästinenserpräsident Yassir Arafat appelliert, die Verhandlungen zur Lösung der Krise um die Geburtskirche nicht länger durch bestimmte Bedingungen hinauszuzögern. Arafat besteht u.a. auf Teilnahme eines Vertreters des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem an den Gesprächen, während Israel eine Beteiligung Dritter ablehnt.
In einem Schreiben, das der vatikanische Missionspressedienst "Fides" veröffentlicht hat, bitten Bischof Luciano Giovanetti von Fiesole und Bischof Rodolfo Cetolini von Montepulciano-Chiusi-Pienza zusammen mit den italienischen Partnerstädten Bethlehems (Montevarchi, Assisi, Orvieto, Verona, Greccio, Civitavecchia, Pratovechio) den Palästinenserchef, seine Vorbehalte gegen die Einleitung von Verhandlungen zurückzunehmen. Man bitte ihn um "eine Geste der Großherzigkeit, für die es nicht an Anerkennung fehlen wird".
Anlass für den Appell seien die "verheerenden Bedingungen", unter denen die franziskanischen Mönche und Ordensfrauen sowie die griechisch-orthodoxen und armenischen Mönche, aber auch "die palästinensischen Mitbürger" Arafats leiden. Seit 21 Tagen sind die Ordensleute zusammen mit mehr als 200 größtenteils bewaffneten palästinensischen Kämpfern in der von der israelischen Armee belagerten Basilika ohne ausreichendes Wasser sowie ohne Strom und Lebensmittel eingeschlossen.
In ihrem offenen Brief erinnern die Bischöfe auch an die beiden Treffen, zu denen sie von Arafat in Gaza (Jänner 2001) und Ramallah (Jänner 2002) empfangen worden waren. Die Diözesen Fiesole und Montepulciano engagieren sich seit langer Zeit in Zusammenarbeit mit den italienischen Partnerstädten Bethlehems im Rahmen von Solidaritätsaktionen für die wirtschaftliche Unterstützung der Palästinenser und der Stadt Bethlehem. In ihrem Schreiben erinnern die Bischöfe auch an das im "Peace Center" in Bethlehem untergebrachte "Zentrum für Historische Dokumentation" und zahlreiche weitere Initiativen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Stadt und "einfachen Menschen, Unternehmern und Institutionen der italienischen Region Toskana".
Die Bischöfe verweisen auch auf "die Wertschätzung für die katholische Kirche, den Papst und das italienische Volk", die Arafat in der Vergangenheit mehrmals zum Ausdruck gebracht hat und bitten darum, "die Heilige Stätte und die Menschen des gottgeweihten Lebens, die sich an diesem Ort befinden, nicht zu instrumentalisieren oder ihr Schicksal irgendwelchen anderen Zielen unterzuordnen, die an sich gerecht und verständlich erscheinen mögen".
Auch Franziskaner appellieren an Arafat
Auch die Generalleitung des Franziskanerordens hat Palästinenser-Präsident Yassir Arafat aufgefordert, sich für eine Lösung der Krise um die Geburtskirche in Bethlehem einzusetzen. Wie "Fides" am Montag berichtete, bat der Generalminister des Ordens, Pater Giacomo Bini, den Palästinenser-Vertreter in Italien, Nemer Hammad, Arafat auszurichten, er möge alles in seiner Macht stehende für eine friedliche Lösung des seit drei Wochen andauernden Konflikts tun.
In einer Presseklärung erinnerte die Leitung des Ordens daran, dass seit den ersten Tagen der Krise ein konkreter Lösungsvorschlag vorliege. Dieser sehe vor, dass die bewaffneten Palästinenser die Geburtskirche mit internationalem Geleit verlassen und nach Gaza gebracht werden. Auf diese Weise könne die Heiligkeit des Ortes ohne Gewaltanwendung wieder hergestellt werden. Die Franziskaner beklagten, dass bisher beide Seiten in dem Konflikt eine "unglaubliche Verzögerungstaktik" an den Tag gelegt hätten.
Kathpress
22. april 2002