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Publisert 2. mai 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

Jerusalem-Vatikanstadt 29.4.02 (KAP) Der französische Kurienkardinal Roger Etchegaray wird Mitte der Woche zu einer Vermittlungsmission im Nahen Osten erwartet. Er soll sich unter anderem in die Verhandlungen um die Geburtskirche in Bethlehem einschalten, in der neben rund 200 teilweise bewaffneten Palästinensern auch zahlreiche Franziskanerpatres eingeschlossen sind.

Etchegaray, zuletzt Präsident des Heilig-Jahr-Komitees, war in der Vergangenheit wiederholt vom Papst als Sonderemissär in Krisenregionen entsandt worden, in die die offizielle vatikanische Diplomatie noch keinen Zutritt hatte. So hatte er schon in den achtziger und frühen neunziger Jahren China, Vietnam, Kuba, den Sudan, Irak, Angola oder Bosnien besucht.

Vatikan-Beobachter hatten bereits seit längerem mit der Entsendung eines hochrangigen vatikanischen Beauftragten in die Region gerechnet. Die Idee zeichnete sich ab, seit der Papst anlässlich einer Audienz für Patriarch Michel Sabbah mit den eingeschlossenen Franziskanern in Bethlehem telefoniert und ihnen seine Solidarität bekundet hatte.

Geburtskirchendrama: Ende nahe?

Beobachter erwarten, dass auf Grund des am 5. Mai begangen Orthodoxen Osterfestes eine Lösung des Dramas in der Geburtskirche noch diese Woche erfolgen wird. Ein Ende des Dramas in Bethlehem steht auch nach Einschätzung von US-Außenminister Colin Powell kurz bevor. Es gebe noch schwierige Diskussionspunkte, doch sollten diese in naher Zukunft geregelt werden, sagte Powell am Montag (Ortszeit) vor Journalisten in Washington. Powell steht auch in engem Kontakt mit dem Vatikan.

Die Christen im Heiligen Land erwarten indessen "sehnlichst" den Besuch Kardinal Etchegarays, so der Kanzler des lateinischen Patriarchats in Jerusalem, P. Raed Abushalia, gegenüber dem vatikanischen "Fides"-Nachrichtendienst: "Kardinal Etchegaray ist hier willkommen. Wir erwarten ihn, und wir hoffen, dass es sich bei der Mission nicht nur um einen Solidaritätsbesuch handelt, sondern dass der Besuch ausschlaggebend zur Lösung der dramatischen Situation in der Geburtskirche ist. Die Menschen setzen große Hoffnungen in den Besuch. Sie erwarten vom 'Botschafter des Papstes', dass er die moralische Autorität und internationale Glaubwürdigkeit der Kirche für eine Wende zum Frieden einsetzt."

Nach Ansicht von P. Abushalia ist die Mission Etchegarays die "letzte Chance für eine Beendigung der Stagnation" in Bethlehem. Die Lage sei nunmehr für alle unzumutbar geworden. "Unmenschlich" sei die Lage aber nicht nur für die Menschen in der Basilika, sondern "für mehr 100.000 Menschen in Bethlehem, Beit Jalla, Beit Jaour, den Flüchtlingslagern und den umliegenden Dörfern, für die eine ganztägige Ausgangssperre gilt, die nur ab und zu für einige Stunden unterbrochen wird". Niemand könne sich frei bewegen, zur Schule oder zur Arbeit gehen. Kinder seien erschöpft und hätten Hunger, alte und kranke Menschen erlitten den Tod. "Es handelt sich um eine nicht akzeptable kollektive Strafe", so Abusahlia.

Schlüsseldatum orthodoxe Ostern am 5. Mai?

Von der Situation sei auch das religiöse Leben der Christen betroffen: "Seit vier Sonntagen können Katholiken und Orthodoxe keinen Sonntagsgottesdienst feiern", so der Kanzler des Patriarchats. Am Sonntag, 5. Mai, werde das orthodoxe Osterfest begangen: "Sollten auch an diesem Tag kein Gottesdienst besucht werden können, dann wäre das ein schreckliches Ereignis ohne seinesgleichen in der 2.000-jährigen Geschichte." Die Situation müsse deshalb "noch im Laufe dieser Woche" gelöst werden.

Einen Monat nach Beginn der Belagerung fragten sich die Christen im Heiligen Land: "Wo bleiben die zwei Milliarden Christen auf der ganzen Welt? Was tun sie?", so Abusahlia.

Die Ankunft von Kardinal Etchegaray ist für 1. Mai 11 Uhr vorgesehen. In Jerusalem wird Etchegaray Gast des Apostolischen Nuntius Erzbischof Pietro Sambi sein. Etchegaray werde mit hohen Vertretern der israelischen und palästinensischen Behörden zusammentreffen, so Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls am Dienstag.

Am Sonntag, 5. Mai, feiert Etchegaray laut Programm eine Messe im lateinischen Patriarchat. Abushalia erklärte dazu, alle hofften, dass diese Messe nicht in Jerusalem, sondern in der Katharinenkirche in Bethlehem stattfinden könne, nachdem das Gotteshaus und die benachbarte Geburtskirche "den Christen zurückgegeben wurden".

Das israelische Militär gab unterdessen am Dienstag bekannt, dass zwei Palästinenser, die sich seit 2. April im Inneren der Geburtskirche befanden, das Militär kontaktiert und zusammen mit ihm den Ausbruch aus der verschanzten Kirche koordiniert hätten, was auch gelungen sei. Die beiden würden zur Zeit verhört.

Gescheitert sind hingegen Pläne zur Aufgabe von 18 weiteren in der Kirche eingeschlossenen Palästinensern. Bethlehems Bürgermeister Hanna Nasser sagte der israelischen Tageszeitung "Haaretz" (Dienstagsausgabe), die israelische Seite habe als Gegenleistung lediglich angeboten, für die verbliebenen 180 Eingeschlossenen insgesamt 50 Mahlzeiten täglich zur Verfügung zu stellen.

Vandalenakte und Essenslieferungen

Gegenüber "Haaretz" räumte ein hochrangiger Armeevertreter auch erstmals Vandalismus israelischer Soldaten gegen palästinensisches Eigentum ein. Hausdurchsuchungen seien vielfach in willkürliche Zerstörung ausgeartet; dafür gebe es "keine Rechtfertigung". Die Schäden dieser Willkürakte bezifferte der anonyme Offizier auf "Hunderttausende Dollar". Die Armee bestätigte weiters, dass sie täglich Nahrungsmittel für 50 "unschuldige Personen" in der Kirche liefere.

Die Jerusalemer Lokalzeitung "Kol Hair" berichtete ohne Angabe von Quellen über angebliche Feindseligkeiten zwischen den fast durchweg ausländischen Geistlichen in der Geburtskirche und den eingeschlossenen Palästinensern. Letztere hätten angekündigt, alle Ausländer unter den Priestern und Mönchen durch Palästinenser ersetzen zu wollen. Den ausländischen Geistlichen solle lediglich der Besuch des Gotteshauses gestattet werden, wie allen anderen Pilgern und Touristen auch, soll einer der Eingeschlossenen der Zeitung telefonisch erklärt haben. Jedoch sollten sie künftig kein Hausrecht mehr erhalten.

Kathpress
29. april 2002

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